Neuer Biodiversitätsrat: ExpertInnen aus Österreich warnen eindringlich vor Folgen des Artensterbens

Leitungsteam des Rates mit Franz Essl, Christian Sturmbauer und Alice Vadrot besetzt – „Der biologischen Vielfalt eine Stimme geben”

Wien / Salzburg / Krems / Graz, 05.09.2019 – Namhafte WissenschafterInnen verschiedener Universitäten und ExpertInnen aus den Bereichen Naturschutz, Museen und Landschaftsplanung haben sich angesichts des Artensterbens zu einem Biodiversitätsrat zusammengeschlossen. Ökologe Franz Essl (Universität Wien), Zoologe Christian Sturmbauer (Karl-Franzens-Universität Graz und ABOL) sowie die Politikwissenschafterin Alice Vadrot (Universität Wien) vertreten das neue Gremium künftig als Leitungsteam.

Der Mensch droht als Verursacher des sechsten Massensterbens in die Geschichte einzugehen, warnte der globale Biodiversitätsrat IPBES in seinem globalen Zustandsbericht 2019: Rund eine Million Arten ist weltweit vom Aussterben bedroht. „Beängstigend ist dabei auch die Geschwindigkeit des Artensterbens in Österreich – wenn sich nichts ändert, werden viele Arten sowie wichtige Ökosysteme bereits in den nächsten Jahrzehnten verschwunden sein – teilweise noch, bevor wir sie überhaupt erforschen konnten“, sagt der Ökologe und Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien. Die Folgen wären dramatisch: Neben den direkten Auswirkungen der Verarmung auf die Ökosysteme könnte der Rückgang vieler Bestäuber massiven Einfluss auf die Lebensmittelproduktion haben.

Wissenschaftliche Ergebnisse und Forschungslücken
Vor diesem Hintergrund schlossen sich in Österreich 23 namhafte ExpertInnen und WissenschafterInnen aus mehr als 15 Institutionen zu einem fachübergreifenden Biodiversitätsrat zusammen: „Ziel ist es, der biologischen Vielfalt eine starke Stimme zu geben und die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie Forschungslücken aufzuzeigen“, erklärt Christian Sturmbauer, Zoologe und Biodiversitätsforscher an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Christian Sturmbauer wurde gemeinsam mit Franz Essl und der Politikwissenschafterin Alice Vadrot in das Leitungsteam des 2019 gegründeten Biodiversitätsrates gewählt; als StellvertreterInnen wurden die Pilzexpertin Irmgard Greilhuber (Mykologische Gesellschaft), Andreas Tribsch (Universität Salzburg) und Thomas Wrbka (Universität Wien) berufen.

„Konsequenzen des drastischen Artenrückgangs verdeutlichen“
Gemeinsam warnen die WissenschafterInnen vor den Folgen des Artensterbens. „Wissenschaftlich ist bei vielen Problemen klar, welche Schritte gesetzt werden müssen – doch diese Erkenntnisse der Biodiversitätsforschung sind in der Gesellschaft und der Politik noch nicht angekommen“, erklärt die Politikwissenschafterin Alice Vadrot: „Unser Ziel ist es, einer breiten Öffentlichkeit die Konsequenzen eines drastischen Artenrückgangs zu verdeutlichen – das ist dringend und notwendig!“

Großer Handlungsbedarf zum Schutz der Biodiversität in Österreich
Durch die Gründung des Biodiversitätsrats wollen sich die ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis stärker vernetzen. Ziel ist es, das Ausmaß und vor allem die Folgen des Biodiversitätsverlusts in Österreich aufzuzeigen. Dafür sei es wichtig, die großen Probleme mit den massivsten Auswirkungen anzugehen: die Folgen der Landnutzung, Bodenversiegelung und der intensiven Land- und Forstwirtschaft, beispielsweise: „Die neue Regierung in Österreich muss endlich ambitionierte Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz und zum Stopp des Artensterbens in Österreich umsetzen“, fordert Sturmbauer, denn alle diese Probleme sind auch mit dem rasch fortschreitenden Klimawandel verwoben. „Weiters ist eine bessere Finanzierung der Biodiversitätsforschung in Österreich unumgänglich – so braucht es ein nationales Forschungsprogramm zum Arten- und Biodiversitätsschutz“, ergänzt Essl.

Die Auswirkungen verschiedener Formen der Landnutzung werden auch im Rahmen des 2. Österreichischen Forums zu Biodiversität und Ökosystemleistungen, das heuer am 18. Dezember 2019 in Wien stattfindet, im Fokus stehen. Dabei wird die fachübergreifende Vernetzung von WissenschafterInnen, ExpertInnen aus der Praxis sowie Interessierten ermöglicht.

Save the date: 2. Österreichisches Forum zu Biodiversität und Ökosystemleistungen
Mittwoch, 18. Dezember 2019, Wien
Keynote von Markus Fischer (Forum Biodiversität Schweiz, Universität Bern,
Co-Chair IPBES Regional Assessment Europe and Central Asia) zum Thema „Landnutzung, Biodiversität und Ökosystemleistungen“
https://www.biodiversityaustria.at/biodiversitaetsforum2/

Der 23-köpfige Biodiversitätsrat wurde 2019 aus dem sich im Aufbau befindlichen Netzwerk Biodiversität Österreich heraus gegründet. Das Netzwerk Biodiversität Österreich versteht sich als Open Community, interdisziplinär für die unterschiedlichsten Fachdisziplinen und transdisziplinär für Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, NGOs und Zivilgesellschaft. Gemeinsames Ziel ist die Stärkung der Biodiversität und deren Ökosystemleistungen in Österreich. Alle, die an diesem Ziel arbeiten, sind herzlich eingeladen, im Netzwerk mitzuwirken.

Weitere Informationen
http://biodiversityaustria.at
https://www.biodiversityaustria.at/netzwerk/
https://www.biodiversityaustria.at/netzwerk/biodiversitaetsrat/

https://twitter.com/biodiversity_at
https://www.facebook.com/biodiversityaustria/

Wissenschaftlicher Kontakt

Ass.-Prof. Mag. Dr. Franz Essl
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Universität Wien
Profil Kompetenzlandkarte Nachhaltigkeit

Univ.-Prof. Dr. Christian Sturmbauer
Institut für Biologie / Bereich Zoologie
Karl-Franzens-Universität Graz
ABOL – Austrian Barcode of Life
https://homepage.uni-graz.at/de/christian.sturmbauer/

Ass.-Prof. Mag. Dr. Alice Vadrot
Institut für Politikwissenschaft
Universität Wien
https://politikwissenschaft.univie.ac.at/ueber-uns/mitarbeiterinnen/vadrot/
http://www.alicevadrot.eu

Rückfragen
Dr.in Andrea Höltl
Koordination Netzwerk Biodiversität Österreich
Biodiversity-Hub
Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement
Donau-Universität Krems
http://biodiversityaustria.at
  
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