DNA verriet die Geschichte von Schmuggelware

Die beiden Torsi und das Marmorköpfchen wurden wegen Verdachts auf Kulturgutschmuggel schon vor zwei Jahren vom Zollamt beschlagnahmt.
Die beiden Torsi und das Marmorköpfchen wurden wegen Verdachts auf Kulturgutschmuggel schon vor zwei Jahren vom Zollamt beschlagnahmt. (c) BMF/Georg Wilke
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Boku-Forscher entzifferten jetzt das Erbgut auf drei antiken Kunststücken. Die beschlagnahmten Funde waren demnach schon in China, im Meer und im Ackerboden - aber nicht wie vorgegeben im Wiener Bauschutt. Zu sehen sind die beiden Torsi nächstes Jahr bei einer Schau im Kunsthistorischen Museum, die sich dem illegalen Antikenhandel widmet.

Im Februar 2017 beschlagnahmten Zöllner in einem Auto, das in Richtung Deutschland unterwegs war, zwei Statuetten und ein Marmorköpfchen, eingewickelt in Badetücher und in einen Kunststoffsack. Zwei Jahre später konnte das Rätsel um die Herkunft der Stücke schließlich geklärt werden. Genetiker rund um Katja Sterflinger von der Boku Wien entzifferten das Erbgut von Mikroben und Pflanzen auf deren Oberfläche, wie sie im Fachmagazin „Annals of Microbiology" (23. 2.) berichten.

Statuen lagen einst im Meer

Bei den Kunstwerken handelt es sich um einen faustgroßen Mädchenkopf sowie um die Torsi eines Mannes und einer Frau. „Auf jedem davon haben Bakterien, Pilze und Pflanzen ihre DNA-Spuren hinterlassen“, so Sterflinger. Der männliche Torso war vermutlich schon in China oder Taiwan. Auf ihm wurden Spuren des sogenannten Sargbaumes (Taiwanie), der nur dort wächst, nachgewiesen. Irgendwann lagen die beiden Torsi auch im Ackerboden vergraben, denn auf beiden war DNA von u. a. Mais, Soja und Gurke zu finden. Darüber hinaus verraten Spuren von Pilzen auf allen drei Fundstücken, dass sie aus dem Mittelmeerraum stammen und es sich höchstwahrscheinlich um antike Originale handelt. Die Forscher entdeckten auch Erbgut von meeresbewohnenden Bakterien, das zeigt, dass die Kunstwerke wie viele andere antike Statuen irgendwann einige Zeit im Meer geruht hatten.

Den Zollbeamten, die sie beschlagnahmt haben, wurde übrigens erzählt, dass man sie in Wiener Bauschutt gefunden hat. „Dafür gab es aber keine Hinweise", so die Forscher.

Zu sehen sind die Stücke übrigens nächstes Jahr im Kunsthistorischen Museum – hier werden solche und ähnliche Funde im Auftrag des Bundesdenkmalamtes verwahrt. Dann ist eine Ausstellung über den illegalen Antikenhandel geplant, wie der Direktor der Antikensammlung, Georg Plattner, verrät. (cog/APA)

Publikation:A time travel story: metagenomic analyses decipher the unknown geographical shift and the storage history of possibly smuggled antique marble statues (Annals of Microbiology, 2019)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2019)

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