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Europa:

Belgien

DI Claudia Koreimann-Özkan, Brüssel

Kontakt: claudia.koreimann@alumni.boku.wien


Die Kärntnerin Claudia Koreimann machte an der BOKU das Studium irregulare „Angewandte Hydrobiologie und Gewässerschutz“. Seit 2005 lebt die 42-Jährige nun in Brüssel und arbeitet an der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU als Attaché für Fischerei, Landwirtschaft und Phytosanitäres. Davor war sie auch schon für kürzere Zeit in England tätig.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Abgesehen von meinen Verwandten und Freunden vermisse ich den Wörthersee, Wiener Cafehäuser, ein gutes Schwarzbrot und eine stabile Schönwetterlage.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Ich wollte meine Erfahrungen erweitern. Von Zeit zu Zeit brauche ich es, etwas ganz Neues anzufangen.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Ich habe mich gut eingelebt. Ich habe mir ein gutes berufliches und privates Netzwerk aufgebaut und habe das Glück, auch ein paar echte Freunde gefunden zu haben. Vor allem aber habe ich meinen Mann hier kennengelernt und bin nun Mutter eines 20 Monate alten Buben.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    In meinem beruflichen wie privaten Umfeld habe ich ständig mit vielen Nationalitäten zu tun. Das finde ich persönlich sehr bereichernd und spannend, weil ich dadurch so viele verschiedene Lebenskonzepte und Ansichten kennenlernen darf. Daheim in Österreich würde ich nie so spät Abendessen - der Lebensrhythmus ist hier einfach anders.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ich denke, dass jeder, der diesen Schritt tut, das selbst entscheiden muss. Ich habe erst als Auslandsösterreicherin die hohe Lebensqualität in Österreich bewusst zu schätzen gelernt. Andererseits bietet der gelebte Alltag in einem anderen Land viele neue Einsichten. Ich konnte mir dann meine eigenen ansehen und vielleicht auch manches über Bord werfen und Neues ausprobieren. Wenn beispielsweise hier im doch wechselhaften Klima Belgiens ein bisschen Sonne scheint, und das gilt auch für den Winter, füllen sich die Terrassen der Lokale und man genießt einen Plausch bei einem Gläschen.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?
    Das ist eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Man sollte neugierig, offen und kontaktfreudig sein. Ein neuer Start in einem anderen Land heißt auch, vieles von Null aufzubauen und da braucht man Langmut, Geduld und eine gehörige Portion Eigeninitiative.

DI Leo Maier, PhD, Brüssel

Kontakt: leo.maier@alumni.boku.wien

 

Leiter der Abteilung für Politikevaluierung und Studien, Generaldirektion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Europäische Kommission, Brüssel

Deutschland

DI Astrid Fajtak, Dresden

Kontakt: alumni@boku.ac.at
Interview:

  1. Was und warum haben Sie an der BOKU studiert?

    Zuerst habe ich ein individuelles Bachelorstudium Ingenieurökologie abgeschlossen. Darin habe ich Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft verbinden können.

    Danach habe ich das Masterstudium Kulturtechnik und Wasserwirtschaft gemacht und 2023 abgeschlossen.

    Der Hauptgrund, an die BOKU zu gehen, waren die Inhalte. Zu Wald oder Wasser ein ganzes anwendungsorientiertes Studium machen zu können, waren unschlagbare Aussichten nach der Matura.

  2. Welche beruflichen Tätigkeiten üben Sie aus und welche Fähigkeiten sind wichtig?
    Aktuell bin ich in der Grundwasserwirtschaft als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. Gutachterin tätig. Ich analysiere Umwelt- und Wasserdaten zum Beispiel bei Altlastensicherung oder von Oberflächengewässern. Dabei kann ich das Wissen aus der Kulturtechnik einsetzen, zum Beispiel Statistik, oder wissenschaftlich informierte Meinungen zu formulieren. Ansonsten: Kommunikation! Sei es Fragen zu stellen und neugierig zu sein, oder mit unterschiedlichsten Menschen zu reden.

  3. Warum haben Sie sich dazu entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Die Entscheidung ist für mich von außen gekommen, da mein Partner Wissenschaftler ist. Aber ich habe es als Chance und Herausforderung gesehen, in ein anderes Land zu ziehen. Ich kann einerseits eine (etwas) andere Kultur kennen lernen und erleben. Im EU-Ausland zu arbeiten macht den Kulturschock andererseits etwas kleiner, da die Rahmenbedingungen für die Arbeit im Umweltbereich dann doch recht standardisiert und ähnlich sind.

  4. Wie würden Sie Ihren bisherigen beruflichen Werdegang beschreiben?
    Als sehr vielfältig! Ich habe während dem Studium das Ziel verfolgt, möglichst viele Bereiche kennen zu lernen, die mich rund um KTWW interessiert haben. Dem entsprechend habe ich von Abwasser, Hydrobiologie und Energiewirtschaft bis zur Abfallwirtschaft private und öffentliche Arbeitgeber in unterschiedlichen Bundesländern kennen gelernt. Was ich dabei gelernt habe, kann man in zwei Kategorien teilen: Was ich nicht will - fachlich oder von einem Arbeitgeber. Und viel wichtiger, dass ich mir die richtige fachliche Spezialisierung mit Bodenphysik und Hydrologie ausgesucht habe, weil mich die Faszination an dem Themengebiet nicht los lässt.

  5. Wie schätzen Sie die Karrieremöglichkeiten für Absolvent*innen der BOKU in Deutschland ein?
    Sehr gut. Die BOKU hat einen guten Ruf in den jeweiligen Fachbereichen. Der Arbeitskräftemangel ist auch in Deutschland aktuell ein Problem, das für alle Absolvent*innen eine Chance darstellt. In Deutschland fällt natürlich die Sprachbarriere für viele Absolvent*innen weg und man kann sich sehr schnell in die Arbeitswelt einleben. Das erleichtert den Start und die weitere Karriere auch.

  6. An was erinnern Sie sich gerne, wenn Sie an die Studienzeit zurückdenken?
    Menschen zu finden, die sich für die gleichen fachlichen Dinge begeistern können (egal ob Studienkolleg*innen oder Lehrende), viele lebhafte Diskussionen und: Die ÖH und die Veranstaltungen der Studienvertretung KTWW, wie der Biermittwoch.

  7. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?

    Ja. Es ist unglaublich wertvoll, einmal andere Systeme kennen zu lernen. Auch wenn es nur für ein paar Wochen ist, macht es sehr viel Sinn, abseits von Urlaub, im Ausland Zeit zu verbringen.

    Egal wo man hin geht, ein ex-pat braucht immer eine offene Einstellung gegenüber Dingen, Handlungen oder kulturellem Subtext, die einem begegnen. Man sollte dem Land eine faire Chance geben, und nicht gleich urteilen. Etwas, das vielleicht recht banal klingt: Man sollte lernen, das eine oder andere heimische Lieblingsgericht zu kochen! Als Entspannung zwischendurch, wenn das Neue zu viel wird.

    Einstellen sollte man sich in der Anfangsphase auf Stress. Neue Orte, Kulturen, Menschen reißen einen aus der gewohnten Routine. Das kann im Ausland anstrengender sein. Aber, es wird besser und man kann sich mit kleinen Dingen über Wasser halten, die man zu Hause auch gerne gemacht hat. Für Deutschland sollte man sich speziell auf einen höheren bürokratischen Aufwand und wenig digitale Amtswege einstellen. Mit ein bisschen Humor lässt sich auch viel überwinden.

 

Dr. Elisabeth Wiesen, Nürnberg

Kontakt: elisabeth.wiesen@alumni.boku.wien

 

Dr. Elisabeth Wiesen, geboren in der Steiermark (Österreich), studierte Lebensmittel- und Biotechnologie in Wien (BOKU) und promovierte am Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie an der TU München-Weihenstephan. Erste Berufserfahrung erwarb sie sich bei der Brau-Union Österreich (2006), ehe sie 2011 als Technical Manager bei Joh. Barth & Sohn in Nürnberg begann. Als Technical Manager ist sie unter anderem für Forschung & Entwicklung tätig, berät Brauereien zum Thema Hopfen und Hopfeneinsatz und wirkt als Referentin in der Hops Academy. Sie ist außerdem Diplom-Biersommelière und befähigte DLG-Prüferin. Sie ist sowohl für interne Sensorikschulungen bei Joh. Barth & Sohn als auch für externe Auftragsverkostungen verantwortlich.
 
Kurzfragen:

 

- Wie haben Sie das an der BOKU erworbene Wissen verwenden können?

Am besten kann man das "Netzwerk-BOKU" nützen. Falls fachlicher Rat nötig ist, gibt es immer jemanden, den man fragen kann.

- Welches Buch haben Sie bereits oder würden Sie verschenken, das Sie selbst inspiriert hat?

Rafik Schami, Die dunkle Seite der Liebe

 

 

DI Wolfgang Bösl, München

Kontakt: wolfgang.boesl@alumni.boku.wien

 

 

DI Marion Gessler, Dossenheim

Kontakt: marion.gessler@alumni.boku.wien

MVV Umwelt GmbH, Projektentwicklerin im Bereich Abfallentsorgung
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DI Christine Maria Gutschelhofer, Frankfurt

Kontakt: christine.gutschelhofer@alumni.boku.wien


Die 36-jährige Christine Maria Gutschelhofer lebt seit rund vier Jahren mit ihrem Lebensgefährten in Frankfurt. Die Steirerin ist Lebensmittel- und Biotechnologin und arbeitet bei der R-Biopharm AG als Area Sales Manager Europa im Bereich Food & Feed Analytik und ist zuständig für Marktanalyse, Marketingaktivitäten, Beteiligung an Fachtagungen und vieles mehr.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich?
    Manchmal vieles, meistens jedoch nichts!
  2. Was vermissen Sie am meisten?
    Meine Eltern, meinen „kleinen/großen“ Bruder und insbesondere meine beste Freundin Bettina. Außerdem komme ich gerade von einer Bergtour im Salzburger Land (Hoher Sonnblick) retour – also definitiv die Berge, aber eben auch so kleine Dinge im Leben wie den Kümmel im Brot!
  3. Was vermissen Sie absolut nicht?
    Eindeutig die 130 km/h Maximalgeschwindigkeit auf den österreichischen Autobahnen! Aber, was auch kommt. Es werden für mich immer die Liedtextzeilen von Rainhard Fendrich gelten: I steh´ zu dir bei Licht und Schatten ...... Sag´ ich am End´ der Welt voll Stolz und wenn ihr a wollt´s auch ganz alla – I am from Austria!
  4. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Es waren private Gründe, mein Lebensgefährte ist aus Deutschland.
  5. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt?
    Ich denke – ganz gut! Mittlerweile finde ich ohne Navigationssystem vom Büro zurück in die eigenen vier Wände, in der Bäckerei bestelle ich „Brötchen“ statt „Weckerln“ und lasse mir das Ganze in einer „Tüte“ anstelle einem „Sackerl“ geben. Und bei der Verabschiedung „Vertschüsse“ ich mich!
  6. Haben Sie viele Kontakte?
    Das berufliche als auch das private Netzwerk „passt schon“!
  7. Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Einiges, wie etwa der Rheingau mit seinem leckeren Riesling, dem Musikfestival sowie das Museumsuferfest in Frankfurt.
  8. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich?
    Die internationale Reisetätigkeit fordert und fördert meine Flexibilität.
    Einige würden sagen, es hat meine Toleranz gefördert. Ich meine jedoch, es hat mein Interesse sowie das Verständnis für unterschiedliche Handlungsweisen, Gewohnheiten & Mentalitäten erweitert. Auf jeden Fall bin ich den Deutschen gegenüber toleranter geworden.
    Aus der privaten Perspektive betrachtet hat sich ebenfalls manches verändert! So steht beispielsweise „Flachlandbiken“ statt Mountainbiken am Programm und um Ski zu fahren, muss ich rund 600 Kilometer Anfahrtsweg auf mich nehmen!
  9. Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Nein, dafür ist Deutschland meinem Heimatland zu ähnlich! Oder es fällt mir inzwischen kein Unterschied mehr auf!
  10. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Neben dem sprachlichen Horizont hat es mein Wissen über bis dahin fremde Kulturen und Länder erweitert. Dies ist jedoch nicht durch den Umzug nach Deutschland, sondern vielmehr durch meine internationale Tätigkeit bedingt.
  11. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiter empfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?
    Hängt vom Typ ab! Man sollte unbedingt versuchen seine Träume zu realisieren und wenn ein Auslandaufenthalt dabei weiterhilft oder auf der Wunschliste steht, dann ja! Wichtig ist, vor nichts zurück zu schrecken und etwas zu wagen. Je weniger Erwartungen man hat, desto weniger enttäuscht wird man! Das Motto sollte sein: No risk, no fun!

Dr. Bettina Hamann, Berlin

Kontakt: bettina.hamann@alumni.boku.wien

 

Technische Universität Berlin, Studiendekanin, Coordinator Urban management Masterprogram
 

 

 

 

 

 

DI Wolfgang Pöckl, Stephanskirchen – Bayern

Kontakt: wolfgang.poeckl@alumni.boku.wien
Wolfgang Pöckl kommt aus St. Pölten und studierte Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Seit zwölf Jahren lebt der 41-Jährige nun in Rosenheim und wird dort wahrscheinlich bis zur Pension bleiben. Seit neun Jahren arbeitet er nun für die Firma BavariaGIS, einem Dienstleistungsbüro für Geografische-Betriebsmittel-Informationssysteme.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Da sich Sprache und Kultur in meinem jetzigen Aufenthaltsland Deutschland nicht wesentlich von Österreich unterscheiden, gibt es keine nennenswerten Änderungen zu meinem vorange-gangenen Lebensabschnitt. Was ich allerdings besonders vermisse, ist die österreichische Gemütlichkeit bzw. der „Wiener Schmäh“, aber auch kulinarische Schmankerl aus der Hei-mat. So sucht man hierzulande vergeblich nach einem Heurigen, um nach Feierabend ein Glas Grünen Veltliner genießen zu können.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Der Grund ins Ausland zu gehen, war zunächst rein privat und nicht beruflich motiviert, da ich mein Studium noch nicht abgeschlossen hatte. Als Diplomingenieur sah ich es dann als Herausforderung, am deutschen Arbeitsmarkt erfolgreich zu bestehen, obwohl der Start ins Berufsleben nicht den Erwartungen eines Akademikers entsprach. So musste ich erst 18 Mo-nate als Pförtner in einem Krankenhaus arbeiten (wahrscheinlich Deutschlands einziger „Dip-lompförtner“), bevor ich meinen derzeitigen Job über das Arbeitsamt gefunden habe.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Nach 12 Jahren kann man sagen, ich bin in Bayern angekommen (u.a. auch durch meine deutsche Ehefrau), trotzdem bleibt man immer Ausländer. Die meisten Kontakte habe ich nach wie vor zu Freunden und Verwandten aus meiner Zeit in Österreich. Hier in Deutschland beschränkt sich mein sozialer Kontakt auf Personen aus dem erweiterten beruflichen Umfeld. Es heißt, wenn man wo fremd ist, soll man sich anpassen. Dennoch stehe ich zu meinen niederösterreichischen Wurzeln und bekenne mich offen zu meiner Heimat.
    Besonders schätze ich die bayrische Mentalität, die besagt: Leben und leben lassen.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, All-tagsrituale und Gewohnheiten?
    Wie schon oben erwähnt gibt es im deutschen Alltag viel Parallelität zu Österreich. Die größte Divergenz sehe ich im Berufsleben, wo das Klima etwas rauer ist. Es herrscht oft eine zu ernste und verbissene Strebsamkeit, die wenig Platz lässt für Konsens. Das Beharren auf dem eigenen Standpunkt könnte man auch als deutsche Gründlichkeit interpretieren, widerspricht aber meiner Lebensphilosophie. Meine Hobbys und Gewohnheiten pflege ich in gleicher Weise wie zuvor. Ein Alltagsritual ist in Bayern unumgänglich. Jeden Freitagvormittag gibt es in der Firma eine Weißwurst-Brotzeit.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ja, absolut. Man ist zwar noch kein Kosmopolit, wenn man im Ausland lebt, aber mit fortlau-fender Zeit verliert man das „Schrebergartendenken“. Stattdessen habe ich mehr Toleranz und eine liberale weltoffene Denkweise gewonnen. Auf die stetig wiederkehrende Frage nach meiner Herkunft antworte ich mit dem Satz: Ich bin überzeugter Europäer.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiter-empfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich ein-stellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?
    Jeder Person, der sich die Möglichkeit zum Auslandsaufenthalt bietet, sei es zum Studieren oder Arbeiten, sollte die Möglichkeit nutzen und die Chance wahrnehmen, nicht nur gutes Geld zu verdienen, sondern sich Wissen anzueignen und den eigenen Charakter zu stärken. Man sollte sich aber nicht der blauäugigen Illusion hingeben, dass man mit offenen Armen erwartet wird, man fängt bei null an. Doch mit der nötigen Selbstdisziplin und Ausdauer kann man auch im Ausland reüssieren. Ich war schon Zeit meines Studiums eher ein beharrlicher Einzelkämpfer, was in den ersten Jahren in der Fremde von Vorteil war.

Univ. Prof. Dr. Wilhelm Windisch, München/Weihenstephan – Bayern

Kontakt: wilhelm.windisch@alumni.boku.wien


Prof. Dr. Wilhelm Windisch ist Leiter des Lehrstuhls für Tierernährung der Technischen Universität München-Weihenstephan (http://lte.wzw.tum.de).
Von 2002 bis 2009 war er Professor für Tierernährung an der BOKU Wien und leitete das BOKU-Institut für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie (TTE). Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf dem Bereich des Stoffwechsels der Mineralstoffe sowie auf dem Einfluss der Fütterung auf die Funktionalität der Verdauungsfunktionen landwirtschaftlicher Nutztiere

Finnland

DI Gerald Maschl

Kontakt: alumni@boku.ac.at


Gerald Maschl studierte Holz- und Naturfasertechnologie (Bakk) und Holztechnologie und Management (Master) und nun lebt der gebürtige Niederösterreicher bereits insgesamt drei Jahre in Finnland. Seit einem Jahr beschäftigt sich der 31-Jährige bei Energiedatenmanagement als Projekt- und Produktmanager mit den neuen Anforderungen am Energiemarkt.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Mentalitätsunterschiede sind meines Erachtens zwischen Nord und Mitteleuropa relativ marginal. Am meisten vermisst man als Österreicher eine Frühstückssemmel und Schwarzbrot mit guter Kruste. Außerdem vermisse ich günstigen Wein, ordentliche Sommergewitter und eine schnelle Zugverbindung von Tallinn nach Wien. Was ich nicht an Österreich vermisse, sind unfreundliche Fahrer von öffentlichen Verkehrsmitteln und alltägliche Nachrichten mit Unschuldsvermutungen.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Die Liebe und die Lust am Expat-Leben.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Kontakte bestehen zur Hälfte aus Finnen, und zur anderen Hälfte aus weiteren Expats. Das Meer ist mir ans Herz gewachsen.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Sehe keine großen Unterschiede zum Arbeitsleben in Österreich. Auffallend ist, dass man im Juli beinahe geschlossen auf Urlaub geht, und Betriebe in dieser Zeit still stehen.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Man selbst merkt oft nur indirekt, dass sich der Horizont erweitert bzw. die Denkweise auf Dinge verändert. Das passiert nämlich dann, wenn man in Österreich zu Besuch ist und mit Bekannten spricht, die das Land nur selten verlassen. Durch das Leben in Finnland denke ich noch mehr als Europäer. Jedoch ist auch das nur eine Nussschale. Um die Welt wirklich weiter kennenzulernen, muss man schon mindestens außerhalb Europas und Nordamerikas leben.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?
    Ja, würde es weiterempfehlen. Als Eigenschaft sollte man unbedingt Selbstständigkeit und Ausdauer mitbringen. Es wird üblicherweise nichts auf dem Tablett serviert. Das tägliche Leben gestaltet sich besonders anfangs schwierig. Die Sprache ist dabei sicherlich ein großes Hindernis, und bewirkt dann oftmals, dass Finnen Karrieresprünge einfacher machen können als Ausländer.
    Ein Universitätsabschluss in einem technischen/naturwissenschaftlichen/wirtschaftlichen Bereich vereinfacht die Jobsuche enorm. In Finnland legt man meist großen Wert auf Praktika während des Studiums, ein CV sollte daher in dieser Hinsicht einiges vorweisen können.
Frankreich

Miriam Förster

Kontakt: alumni@boku.ac.at


Miriam Förster hat 1996 ein Auslandsjahr an der BOKU absolviert, wobei sie vormerklich Lawinen- und Wildbachverbauung bei den Forstwirten belegte.
Nach dem Ingenieursdiplom in Deutschland, hat sie 2 Jahre in Afrika an Wasserwirtschaftsprojekten gearbeitet.
Seit 2002 lebt sie in Frankreich und arbeitet dort als Projektmanagerin für EU-geförderte Forschungsprojekte.
Nebenberuflich hat Miriam einen MBA an der ENPC-Paris erhalten. Sie arbeitet seit 2009 in Grenoble in einem Internationalem Neutronen-Forschungsinstitut.

Großbritannien

Dr. Andreas Ottitsch

Kontakt: andreas.ottitsch@alumni.boku.wien


Der gebürtige Wiener Andreas Ottitsch studierte an der BOKU Forstwirtschaft inklusive Doktorat und hat im Zuge seiner akademischen Laufbahn nun bereits die vierte Auslandsstelle als Senior Lecturer und Course Director an der University of Cumbria in Großbritannien inne. Dennoch befindet sich der Lebensschwerpunkt des 46-Jährigen im Burgenland, wo seine Frau und Kinder leben.

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten?
    Von Universitätslehrern wird in Großbritannien erwartet, ein wesentlich breiteres Fachgebiet zu vertreten, als man es in Österreich - oder auch den anderen Ländern, in denen ich gearbeitet habe - gewohnt ist. Meine Lehrtätigkeit umfasst nun Forstpolitik, Internationale Aspekte der Forstwirtschaft, Geoinformationssysteme sowie forstliche Betriesplanung (Forsteinrich-tung).
    Was ich am meisten vermisse: Die Wiener Kaffeehauskultur.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Die Entscheidung für eine akademische Laufbahn bedingt die Bereitschaft, sich auch für Be-rufstätigkeit im Ausland zu interessieren.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Großbritannien ist bereits die dritte Station meiner ausländischen Berufstätigkeit und Schwer-punkt meiner beruflichen Aktivitäten. Gleichzeitig habe ich nie meine Bindung an Österreich verloren. Da meine Frau und drei Kinder nun in Rechnitz wohnen, ist eigentlich da auch mein Lebensmittelpunkt. Kontakte habe ich nicht nur in Großbritannien sondern – bedingt auch durch internationale Projekttätigkeit – in ganz Europa und darüber hinaus.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Die berufliche Tätigkeit an einer Universität in Großbritannien unterscheidet sich deutlich von der in Österreich, da der Studienbetrieb wesentlich stärker verschult ist. Bedingt durch geringere Studentenzahlen (ca. 15 – 20 pro Jahrgang) ist der Kontakt mit den Studenten intensiver. Dies wird auch noch durch die hohe Lehrverpflichtung (ca. 20 Semesterwochenstunden) „begünstigt“. In meiner Freizeit mache ich vor allem von den großartigen Möglichkeiten, die der „Lake District“ (man könnte die Gegend auch das „Salzkammergut“ Großbritanniens nennen) bietet.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erwei-tert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Wenn man verschiedene Länder nicht nur durch Kurzaufenthalte, sondern über längere Zeit als „Einwohner“ und „Berufstätiger“ erlebt, so erkennt man, dass vieles, was vermeintlich selbstverständlich ist, oft nur durch historische Zufälligkeiten oder bestimmte Interessensla-gen bedingt ist. Bedingt durch die Gesetzgebung der letzten 12 Jahre ist im vermeintlich libe-ralen England heute vieles bürokratischer geregelt als in Österreich. Als ein Beispiel sei hier nur der gesamte Bereich des Sicherheits- und Gesundheitswesens (SIGE) genannt, das nicht nur sehr hohe Ansprüche an Betriebe stellt, sondern zunehmend auch die Erbringung freiwil-liger Leistungen durch Vereine und Einzelpersonen erschwert.
    Umgekehrt ist der Berufszugang nach wie vor deutlich liberaler gestaltet. Wer sich in Groß-britannien für befähigt hält, auf einem bestimmten Fachgebiet eine Leistung anzubieten, darf das – von Ausnahmen wie etwa dem Gesundheitswesen oder rechtlicher Dienstleistungen abgesehen - ohne die bei uns üblichen Ausbildungs- und Befähigungsnachweise machen. Um für Kunden dennoch eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten, gibt es allerdings berufliche Qualifikationszertifikate, die durch freiwillige Interessensvertretungen vergeben werden. So gibt es für den forstlichen Bereich etwa das „Institute of Chartered Foresters“, das nicht nur eine Vereinigung aller beruflich am Forstwesen Interessierten (vergleichbar mit dem österrei-chischen Forstverein) darstellt, sondern dessen Vollmitgliedschaft auch als Ausweis der be-ruflichen Qualifikation gilt sowie die Unterwerfung unter ein Standesrecht mit sich bringt, womit Funktionen, die der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (freie Berufe) oder dem Fachverband Ingenieurbüros innerhalb der Wirtschaftskammer (Gewerbe) vergleichbar sind, erfüllt werden.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) wei-terempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch.
    Zwischen Auslandsstudium und beruflicher Tätigkeit im Ausland ist deutlich zu unterschei-den. Zweifellos stellt ein Auslandsstudium eine Bereicherung der Ausbildung dar. Im Rah-men meiner beruflichen Tätigkeit habe ich viele Auslandsstudenten kennengelernt und fast alle haben ausgesprochen interessante Karrierewege eingeschlagen. Allerdings hat die Einfüh-rung der Bologna-konformen Studiengänge diesen Weg nicht unbedingt erleichtert, da zwar die Abschlussniveaus, nicht aber der Aufbau der Studiengänge selbst einander angeglichen wurden. Realistischer ist es hier heute, ein inländisches Bachelor-Studium mit einem auslän-dischen Masterstudium zu kombinieren.
    Was die Berufstätigkeit im Ausland angeht, so ist hier zwischen einer – von vorneherein als vorübergehend ausgelegten Tätigkeit, wie sie gerade im akademischen Bereich oft vorkommt – und dem „Sprung ins Ungewisse“, die der vollständige Wechsel an eine ausländische Ar-beitsstelle dann doch darstellt, zu unterscheiden. Durch die Berufstätigkeit im Ausland ge-winnt man etwa neue Netzwerke, doch ist es oft schwer, bestehende heimische Netzwerke zu pflegen, was die „Rückkehr“ in die Heimat dann doch sehr erschwert. Auch wenn die Ar-beitssprache Englisch ist, sollte man sich die Mühe machen, zumindest Grundkenntnisse der jeweiligen Landessprache möglichst bald zu erlernen. Dies erleichtert das Alltagsleben und führt zu einer deutlichen Verbesserung der sozialen Kontakte.
    Sehr genau sollte man sich auch über die im jeweiligen Land geltenden arbeits- sozial- und steuerrechtlichen Bestimmungen informieren. Dies gilt besonders dann, wenn man nicht im Rahmen einer internationalen Organisation (z.B. UN-FAO) sondern durch einen „normalen“ ausländischen Arbeitgeber angestellt wird. So sind bestimmte Gesundheits- und Sozialleis-tungen selbst in den vermeintlichen Sozialparadiesen Skandinaviens weniger großzügig aus-gelegt als in Österreich (z.B. Zahnbehandlung für Erwachsene nicht in der staatlichen Ge-sundheitsversicherung enthalten). Im steuerlichen Bereich gibt es Abgaben, die nicht im Rahmen der Lohnsteuer sondern auf Basis von Wohnort und Wohnstandard (z.B. britische „Council Tax“) abgerechnet werden und die durchaus vierstellige Eurobeträge erreichen kön-nen. Sofern man nicht in der Eurozone tätig ist, macht es auch Sinn, ein angebotenes Gehalt nicht nur auf Basis des derzeit geltenden Wechselkurses zu beurteilen, sondern auch längere historische Entwicklungen bzw. Kaufkraftparität (im einfachsten Falle ist hier ein auf einem Paradeprodukt einer berühmten Fast Food Kette basierender Index durchaus hilfreich) zu berücksichtigen. Und noch ein Hinweis in dem Zusammenhang: Wenn auf einem Arbeitsver-trag ein „Monatsgehalt“ (statt des üblicheren Jahresgehalts) angeführt ist, dann muss man sich dessen bewusst sein, dass außerhalb der österreichischen Landesgrenzen das Jahr prinzipiell zwölf und nicht vierzehn Monate hat….
    Eine berufliche Tätigkeit im Ausland halte ich auf jeden Fall für empfehlenswert, doch sollte man sich über das neue Arbeitsumfeld sehr detailliert informieren und auch überlegen, was dann in einigen Jahren „der nächste Schritt“ sein könnte. Ich begrüße auf jeden Fall die Initia-tive des Alumni-Verbandes hier Absolventen und Studenten durch die Schaffung nationaler Ansprechpartner zu unterstützen und freue mich, meine bisherigen Erfahrungen und Kennt-nisse in dieses Netzwerk einbringen zu können.
Italien

Dr. Christian Hoffmann, Südtirol

Kontakt: christian.hoffmann@alumni.boku.wien


Christian Hoffmann ist promovierter Forst- und Holzwirt und lebt mit seiner Familie nun bereits seit fünf Jahren in Südtirol, in der Heimat seiner Frau. Der 35-jährige Steirer ist nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC.research) am Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement tätig

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Das Essen und die Begeisterung der Allgemeinheit für Outdoor-Sport. Wer beginnt etwas zu vermissen oder sich nach Dingen sehnt, die früher besser waren oder besser gewesen wären, vergisst sich mit dem Jetzt auseinanderzusetzen und das Beste aus der Situation zu machen.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Aus familiären Gründen sind wir nach Südtirol gezogen.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    KIch pendle jeden Tag 80 Kilometer zwischen Bruneck und Bozen. Viele interessante Menschen mit interessanten Lebenserfahrungen und Berufen lernt man dabei kennen. Die Sozialisierung, das Erlernen von Italienisch als dritte Sprache und die Integration haben großteils während dem Pendeln stattgefunden. Beruflich haben sich dadurch viele Kontakte ergeben. Privat sind ein paar gute Freund- und Bekanntschaften entstanden. Ans Herz gewachsen sind mir die Berge, das gute Essen und die Spontaneität der Menschen.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Wie bereits eingangs angedeutet habe ich darüber nicht besonders nachgedacht. Durch das Pendeln ist der Tagesablauf viel strukturierter und vor allem effizienter geworden. Eine ganze Reihe von Dingen laufen hier anders und umgekehrt ebenso. Die Staatssysteme sind unterschiedlich. Infolge der Autonomie von Südtirol schlägt die zentralistische Staatsform Italiens nicht so stark durch. Politisch betrachtet orientiert man sich stärker an Deutschland und Österreich denn an Rom. So gut die Autonomie für Südtirol ist, für die Integration von Ausländern sind die auf Südtiroler abgestimmten Strukturen - mit den damit verbundenen Restriktionen - nahezu unüberwindliche Barrieren.
    Seitens der Arbeit ist es schwierig einen Vergleich zu ziehen. In Österreich war ich an der BOKU als Wissenschaftler in Ausbildung beschäftigt und damit nicht in ein größeres berufliches Umfeld integriert. Jetzt ist das anders. Infolge der Projektaufgaben in Südtirol und im internationalen Umfeld durch die Interreg-Projekte wächst das persönliche Netzwerk. Zweifelsohne ist es aber ein Vorteil auf frühere BOKU-Kontakte und jene der IIASA, wo ich die Summer-School 2004 besucht habe, zurückzugreifen. Ganz gelöst habe ich mich aber von Österreich und der BOKU nicht. Der BOKU bin ich über Prof. Sekot wegen des Monitoring-Projekts Testbetriebsnetz im österreichischen Großprivatwald und der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, an der wir als EURAC versuchen regelmäßig teilzunehmen, noch immer eng verbunden. Diese findet dieses Jahr übrigens in Bozen an der EURAC statt. Die Achse Bozen – Wien ist somit noch relativ lebendig.
    Aufgrund der Struktur der BOKU bin ich nicht sicher, ob man als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen hätte, in beratender Tätigkeit in Kontakt zu Spitzenbeamten des Landes zu treten und sich gegenseitig in regelmäßigen Abständen auszutauschen.
    Das Privatleben richtet sich sehr stark nach unseren Kindern und unseren beruflichen Tätigkeiten aus. Das war in Wien noch nicht ganz so stark. Die Zeit in Wien war eine Zeit des Studiums, die Jahre in Südtirol sind vom Familienleben geprägt. Somit lassen sich die verschiedenen Lebensmodelle nicht vergleichen. Ich würde von Entwicklung und Veränderung sprechen. Zeit ist kostbarer geworden. Zeit wird damit aber auch effizienter und bewusster genutzt. Deshalb habe ich auch nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil, unsere beiden Kinder sind eine große Bereicherung und bereiten mir ein Gefühl der Freude, die ich früher nicht gekannt habe.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ja, eine weitere Sprache, neue Kultur, ausgewogenere Küche, internationalere Ausrichtung der EURAC. Je mehr Länder, Menschen und deren Probleme man persönlich kennenlernt, umso größer wird die eigene Bescheidenheit und die bewusstere Wahrnehmung und Anerkennung des Alltäglichen.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen sprich welche Erwartungen sind realistisch?
    Ja, Anpassungsfähigkeit, Optimismus, „Steherqualitäten“; Erwartungen sind nur dazu da, enttäuscht zu werden. Man sollte viel mehr bei den Fakten bleiben und realistisch seine Möglichkeiten abschätzen, alles gut vorbereiten und mit seinem Partner abstimmen. Das alles habe ich nur bedingt gemacht. Nach der Entscheidung nach Südtirol, in die Heimat meiner Frau, zu gehen, bin ich nach dem Motto „irgendwie wird’s schon gehen“ hierhergekommen. Einzige Prämisse war – ohne Job nicht.
Liechtenstein

Caroline Egger-Batliner

Kontakt: caroline.egger-batliner@alumni.boku.wien


Die 48-jährige Caroline Egger-Batliner aus Vaduz absolvierte an der BOKU die Ausbildung zur akademischen Jagdwirtin, ihren Lebensmittelpunkt in Liechtenstein hat sie aber nie aufgegeben. Beruflich hat sie die Funktion der Präsidentin des Liechtensteiner Alpenvereins über und privat ist sie die erste Hegeobfrau in Vorarlberg.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem Herkunftsland als in Österreich? Was vermissten Sie am meisten? Was vermissten Sie absolut nicht?
    Die Politik ist anders, bei uns ist eine Monarchie, in Österreich eine Demokratie. Bei uns ist alles ländlicher, es ist fast so, dass jeder, jeden kennt. Wir grenzen an Vorarlberg an. Ich kann natürlich diese beiden Länder nicht vergleichen. In Österreich ist jedes Bundesland so verschieden. Und auch jedes Bundesland ist grösser als ganz Liechtenstein. Jedes Land hat seine Schönheiten. Ein direkter Vergleich ist nicht möglich. Außer in einer Stadt wie zum Beispiel Wien, da kann ich nur sagen, dass ich kein Stadtmensch bin. Ich bin die Anonymität nicht gewohnt und fühl mich nicht wohl. Auch brauch ich Berge, nach zwei Wochen ohne Berge bekomme ich Heimweh.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu studieren?
    Die Ausbildung zum/zur akademischen Jagdwirt/in wird ausschließlich an der BOKU angeboten.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt eingewöhnt? Hatten Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Mein Lebensmittelpunkt ist und war Liechtenstein. Habe meinen Wohnsitz nie aufgegeben. Ich könnte meine Heimat nie für längere Zeit verlassen. Land und Leute sind mir viel zu viel ans Herz gewachsen
  4. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ich habe neue Sichtweisen durch mein Studium erhalten, nicht nur durch die Lehrenden, sondern auch durch meine Kommilitonen - wäre ja schlimm, wenn nicht. Auch bin ich toleranter gegenüber anderen geworden. Auch habe ich gelernt in einer großen Gruppe meine Meinung zu äußern und zu vertreten.
  5. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    Auf alle Fälle würde ich dies weiterempfehlen. Nach dem Motto, die Sporen im Ausland abverdienen. Es ist dann auch toll, das Gelernte und auch Erfahrungen zu Hause weiterzugeben und im Beruf umzusetzen. Eine wichtige Eigenschaft ist sicher die Sprache. Weitere Eigenschaften werden durch die Studienrichtungen automatisch vorgegeben.
Luxemburg

DI Nathalie Lamberty-Brachtenbach

Kontakt: nathalie.lamberty-brachtenbach@alumni.boku.wien
Nathalie Lamberty-Brachtenbach absolvierte ihr Landwirtschaftsstudium an der BOKU und lebt nun wieder in ihrer Heimat Luxemburg. Dort ist die 33-Jährige für eine landwirtschaftliche Genossenschaft für die Erzeugung von Pflanzkartoffeln zuständig, genauer gesagt für die Lagerung, Aufbereitung und den Verkauf der Pflanzkartoffeln sowie für die gesamte Logistik.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem Herkunftsland als in Österreich? Was vermissten Sie am meisten? Was vermissten Sie absolut nicht?
    Luxemburg und Österreich unterscheiden sich nicht wesentlich. Beides sind relativ kleine Länder und man kann sich sehr schnell zurechtfinden. Das Leben in Luxemburg ist vielleicht etwas hektischer als in Österreich. Aus meiner Studienzeit in Österreich vermisse ich (neben den Studienkollegen) die guten Verbindungen im öffentlichen Transport (auch auf dem Land) und den guten Kaffee. Weniger vermisse ich die Großstadt.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu studieren?
    Als ich angefangen habe Landwirtschaft zu studieren, gab es in Luxemburg noch keine Uni. Daher mussten alle Studenten ins Ausland. Zudem ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und neue/andere Ideen zu bekommen und Erfahrungen zu machen.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Luxemburg ist ein kleines Land, so dass jeder jeden sehr schnell kennt und man sich schnell eingewöhnen kann. Es ist daher nicht sehr schwierig viele Kontakte zu bekommen. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich in einer der Landessprachen (Luxemburgisch, Deutsch oder Französisch) ausdrücken kann.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Luxemburg? Gab es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Das Leben in Luxemburg unterscheidet sich wenig vom Leben in Österreich.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Das Leben in einem anderen Land kann den Horizont erweitern. Voraussetzung ist, dass man sich in dem anderen Land einlebt und am dortigen Leben teilnimmt (z.B. Vereinsleben, Feste, …). Wer sich allerdings abkapselt und in einem anderen Land genau so leben möchte wie zu Hause, wird keine/nur wenige neue Sichtweisen gewinnen.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) wei-terempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    Den Schritt im Ausland zu studieren (oder mindestens ein Auslandssemester) würde ich jedem empfehlen. Als wichtigste Eigenschaften sollte jeder Geduld mitbringen und Offenheit/Kontaktfreudigkeit. Die meisten Leute sind sehr tolerant Ausländern gegenüber. Trotzdem braucht es manchmal etwas Zeit und „Arbeit“, sich in einem anderen Land zurechtzufin-den und Kontakte zu knüpfen. Kein Land wartet darauf, dass man ankommt, aber mit Offenheit und Freundlichkeit kann man sehr schnell Kontakte knüpfen und eine schöne Zeit fernab von zu Hause erleben.

DI Arthur Meyers

Kontakt: arthur.meyers@alumni.boku.wien

 

Professor an einem Lycee Technique Agricole

Niederlande

DI Christoph Hiesberger, Rotterdam

Kontakt: christoph.hiesberger@alumni.boku.wien

 

Planer beim Waterpas Civiel Adviesbureau B.V.

 

DI Bernd Müller-Fembeck, J.L. Hilversum

Kontakt: bernd.mueller-fembeck@alumni.boku.wien

 

Der 40-jährige Bernd Müller-Fembeck studierte Lebensmittel- und Biotechnologie mit Schwerpunkt auf Enzymtechnologie. Seit einem guten Jahr lebt der Niederösterreicher nun in den Niederlanden, wo er bei Givaudan, einem internationalen Betrieb, der Aroma- und Riechstoffe produziert, als „regulatory specialist“ arbeitet.

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Die Landschaft wird stark durch das Wasser geprägt (Meer, Deiche, Kanäle). Hier spielt das Radfahren mit eigenen Fahrradstreifen und eigenen Ampelregelungen eine besondere Rolle. Angenehm sind die längeren Öffnungszeiten der Geschäfte.
    Die Krankenversicherung ist hier anders geregelt (Mindestversicherung für 100 Euro im Monat, die ersten 176 Euro für Behandlungen etc. muss man selbst entrichten, die Arzthonorare zahlt man teilweise selbst und reicht dann auf Rückvergütung bei seiner Krankenkassa ein). Die Lebenserhaltungskosten sind hier höher als in Österreich.
    Wohnen ist teurer als in Österreich, vor allem in den Ballungsräumen wie z.B. um Amsterdam. Solange man nicht in der Stadt oder in dem Dorf, in dem man wohnt, registriert ist, ist eine Anmeldung bei der Krankenversicherung bzw. eine Autoanmeldung nicht möglich.
    Jugendliche beginnen schon sehr früh neben der Ausbildung Geld zu verdienen (Zeitungsaustragen, Regaleschlichten im Supermarkt).
    Am meisten vermisse ich meine Tochter und meine alten Freunde in Österreich.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Im letzten Jahr habe ich mich von meiner Lebensgefährtin getrennt. Als ich dann fast zeitgleich in einem Fachmagazin die Stellenausschreibung meines heutigen Jobs las, habe ich einen Neuanfang in meinem Leben gewagt. Meine Berufserfahrung, die ich in einer ähnlichen Position bei der österreichischen Firma esarom gmbh sammeln konnte, hat mir geholfen diese Bewerbung positiv abzuschließen.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Ich habe mich bereits ganz gut an meinen neuen Lebensmittelpunkt gewöhnt. Durch einen von meiner Firma finanzierten Sprachkurs kann ich schon ganz gut Niederländisch, sodass ich Einkaufen, Arztbesuche und andere Alltagsangelegenheiten in der Landessprache erledigen kann. Die eigene Sprache ist den Niederländern sehr wichtig, als „Zugraster“ wird man erst akzeptiert, wenn man Holländisch spricht.
    Im Laufsportklub habe ich erste Bekanntschaften gemacht, mit meinen Nachbarn bin ich im Kontakt und mit meinen neuen Arbeitskollegen habe ich die ersten Freundschaften geschlossen.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Im Arbeitsleben habe ich jetzt eine sehr flexible Arbeitszeitregelung mit echter Gleitzeit.
    Die Kommunikation erfolgt dafür fast ausschließlich über E-Mail und Telefonkonferenzen und nur mehr zu einem kleinen Teil via persönliche Kontakte.
    Hier habe ich die Möglichkeit mit dem Rad in die Arbeit zu fahren. Die nahe Großstadt Amsterdam besuche ich privat fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die täglichen Einkäufe kann ich jetzt auch zu Fuß oder mit dem Rad erledigen.
    Seit April übe ich mein Hobby Laufen im hiesigen Laufsportklub aus. Ich habe mir auf meinem Balkon einen kleinen Kräutergarten angelegt und nutze die Kräuter zum Kochen und zum Tee machen. Beim Radiohören bin ich der Klassik treu geblieben, statt Ö1 heißt der Sender nun Radio 4. Zum Üben des Sprachverständnisses höre ich auch gern den Sender 100 % NL, der sich ganz der niederländischen Popmusik verschrieben hat.
    Über Kabelfernsehen kann ich auch weiterhin Dokumentationen von Arte und ZDF genießen. Ich habe auch die Kommunikation via Skype sehr schätzen gelernt.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ja, auf jeden Fall erweitert das Leben in einem anderen Land meinen Horizont. Mit jeder neuen Sprache öffnet sich die Tür zu einer neuen Welt. Es ist spannend, das Thema Integration einmal von der Seite des Ausländers zu erleben.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) wei-terempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    Ja, ich würde den Schritt ins Ausland zu gehen weiterempfehlen.
    Als Eigenschaften sollte man Ungebundenheit, Organisationstalent, Freude an Sprachen mitbringen. Man sollte eher extrovertiert sein, offen auf Menschen zugehen und man sollte (zumindest am Anfang) auch nur mit sich allein gut zurechtkommen können. Man sollte sich darauf einstellen, dass neue Bekanntschaften und Freundschaften Zeit zum Entstehen und Wachsen benötigen und dass Ausländer (auch aus der EU) nicht immer und überall mit offenen Armen empfangen werden.
Rumänien

Adrian Enache, MScMF FOTO Adrian Enache

Kontakt: adrian.enache@alumni.boku.wien


Adrian Enache aus Rumänien studierte Mountain Forestry und machte dabei seinen Master an der BOKU, außerdem war der 29-Jährige als Student in Spanien und als Praktikant in Finnland und Belgien. Nun arbeitet er in Brasov in einer Beratungsfirma für Forsttechnik und nimmt an einem internationalen PhD-Programm der Transilvania University und der BOKU teil.

 

Interview

  1. What is different in the country in your home country than in Austria? What did you miss from your home country when you were in Austria?
    There are of course differences at several levels, starting from history and culture, including people´s behaviour, the education system, public administration and the way of living and so on.
    On one hand, Romania, a country with Latin origins which has past the transition period towards capitalism after the communism fell in 1989, has its own pace of development. The main peculiarity of Romania is the huge potential for investments and development, due to rich natural resources, highly qualified people, good geographical position and availability of financial funds from EU. However, being in the early stage of understanding the capitalism and implementation of free market rules and regulations, Romania hasn´t fully fructified yet this potential, especially due to poor infrastructure (e.g. lack of highways, poor railways system), bureaucracy and corruption. Hence, this gives a lot of space for improvement, by enhancing public administration system through good governance and by learning from other EU member states success stories. People are highly hospitable, charming, open for new.
    On the other hand, Austria is an example of a profitable business oriented nation in sectors like: tourism, medical services, natural resources, renewable energy and industry. It is a country with an approach oriented to performance and measurable results, where the focus is given to feasibility, team working, sustainable development and good management practices. If I have to point out what I miss from Austria, it is the rigorous time management, the social and personal responsibility of the people. The vast majority of people knows its role in the society, what to do, when to do and how to do, and respectively understands the importance of its actions as a part of a chain.
    When being in Austria I missed the speed of life, the restlessness, the dynamism and the unpredictable Latin blood of Romanian people. On the other hand I could enjoy the peacefulness and tranquillity of life, like part of a Mozart composition, the cultural richness and the harmony of puzzle pieces put altogether in a rigorous and precise manner.
  2. Why did you decide to go to work/study in another country?
    My first experience abroad was as Erasmus student in Spain in 2003-2004, and since then I experienced studying, working and living in Austria, Finland and Belgium. I believe it is an enriching and challenging life experience for a person, since one has a lot of things to learn: a new language, the history of a nation, or to adapt to a new social, cultural, working or gastronomic environment, respectively to habits that one has never been used with. Living abroad brings you more added values both on professional and personal level, through the (intercultural) exchanges of experiences, views, ideas with people from the same or other fields of study/work. In the same time it enriches the other people too, through your feedback as a foreigner, and through the new approach that you may bring within that environment. It´s a continuous process of giving and receiving important information, which finally reflects in the personality and the development of people which experiences the life abroad, by broadening his/her horizons.
  3. How well have you accustomed yourself to the new surroundings? Have you many social contacts? Has something got really grown on you?
    Being a very dynamic and flexible person I easily adapted to the new environments of living, studying and working. Of course, one important asset gained during living abroad was the enhancement of friends, social and working networks.
  4. Do you think that the experience abroad has broadened your horizon? Have you got to know other perspectives and attitudes? For example?
    The answer is simply YES. As I said before, it is important to meet with new attitudes, new habits and new perspectives of studying, working and living. The multicultural and international living environment made me understand the importance of flexibility, mind openness and adaptability to different working environments. For example, social and cultural behaviour from developing countries like Nepal, Bangladesh or Ethiopia strongly influence and affect the way certain management practices (proved to be good in developed countries, such as Austria) are being implemented in those specific countries.
  5. Would you advise to go abroad (to work or study)? Which adjectives should one bring with? What should one expect respectively which expectations are realistic?
    Of course yes. Actually, I do promote this idea among students from my university, or among my friends and social networks. I advise them to believe in their own, to be self confident, persuasive and opened for challenges, to experience studying or working abroad, because this is a very healthy way to improve our abilities and skills. In a globalizing economy process, nowadays studying and working abroad is as important as learning a foreign language, therefore I warmly recommend it to everybody that feels he/she is capable of making a difference in his field, towards sustainable development.
Schweden

DI Günther Reichenberger

Kontakt: alumni@boku.ac.at

 

Der 50-jährige Günther Reichenberger ist eigentlich Landschaftsökologe (plus Studium von Plant Sciences in den USA). Zwölf Jahre lang war er für Pioneer Saaten in Osteuropa unterwegs, seit 2003 lebt er nun in Schweden, wo er nach Anfängen bei einer Saatgut Firma zur Gesundheitsvorsorge kam und nun in einer Biotechnologie-Firma arbeitet.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Man denkt, auch zu Recht, dass Schweden und Österreich einiges gemeinsam haben sollten, schon wegen der historischen Beziehungen Bruno Kreiskys mit Olof Palme, doch weiß man, dass die wirklichen Unterschiede erst bei intensiverer Kenntnis eines neuen Landes und des-sen Sprache sichtbar werden, und wesentlich subtiler sind, als dass sie sich schon bei der ers-ten Ferienreise zeigen könnten. Schweden ist ein wunderschönes Land toleranter Menschen, die auf der anderen Seite sehr konsensorientiert sind - die bei uns zumal auch sehr engagiert, aber ehrlich geführten Gruppendiskussionen sind hier eher unbeliebt; man einigt sich vorab und so tappt der Österreicher dann bei Besprechungen in der Gruppe auch schon öfters in das so genannte Fettnäpfchen, andererseits laufen die Prozesse hier ruhiger ab und das ist auf Dauer sehr angenehm. Einmal gefundene Entscheidungen werden dann auch sehr konsequent durchgeführt.
    Viele meiner schwedischen Kollegen haben internationale Berufserfahrung, und trotzdem wird selbst in globalen Firmen wie bei GE intern in weiten Bereichen auf Schwedisch kommuniziert. Ich denke dies ist Ausdruck eines gewissen Selbstbewusstseins in Kombination mit der geographischen Randlage - ich habe diese Form des Schwedischen im Laufe der Jahre - mit einigem Augenzwinkern - zu schätzen gelernt.
    Auch habe ich die Schweden nicht als jene „kühlen“ Menschen kennengelernt, wie man oft sagt, eher dauert es länger, bis sich ehrliche Freundschaften entwickeln können. Und teuer ist Schweden im Allgemeinen auch nicht (mehr), wenn man gewisse Regeln beachtet; eher emp-finde ich Österreich in den letzten Jahren als teuer.
    Was ich an Österreich vermisse, ist die Geselligkeit, unsere oft als Gemütlichkeit beschriebene Lebenseinstellung, dass man bei uns immer noch über Dinge reden kann, während in Schweden vieles, wenn auch sehr professionell, doch recht reglementiert erscheint.
    Auch das gute Essen, das bei uns noch mehr von der Seele kommt; und von den Marillenknödeln gar nicht zu sprechen ......
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Nach über 10 Jahren in Österreich nach Schweden zu übersiedeln, war teilweise familiär bedingt, wobei natürlich auch das Jobangebot eine Rolle spielte. Ich fand es überaus interessant, sich aus eigener Kraft in einem anderen Land einen Job zu suchen - ja, das gelingt! So wollte ich ein Angebot 2003 nicht abschlagen, in Uppsala Produkt Manager in einem neuen Aufgabengebiet zu werden, wobei natürlich auch die Tatsache, dass ich damals bereits meinen MBA hatte, eine gewisse Rolle spielte. Meine ersten Aufgaben waren im Bereich Elektrophorese, was die Brücke zur Saatgutindustrie schlug, war doch Elektrophorese dort wichtig zur Qualitätskontrolle von Saatgut.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Ich würde meinen, dass man sich recht schnell an neue Lebensumstände anpassen kann, wenn ich auch im Innersten immer noch ein Wiener bin, und auch bleiben möchte. Gerade diese positive Auseinandersetzung verschiedener Kulturen bringt ja viele neue Reize und auch beruflich sind meine Ansätze, da etwas anders, interessant für die Schweden. Natürlich assimiliert man sich in einigen Bereichen ganz bewusst, aber ein wenig "Österreicher" zu bleiben ist durchaus reizvoll.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    In Vielem ganz wenig, da ich ja sowohl bei Saatgut wie auch in der Biotechnologie im Produktmanagement und Marketing arbeite, sind die grundsätzlichen Arbeitsaufgaben recht ähnlich. Andererseits erfordert das Arbeiten in einem neuen Land und in einer neuen (dritten) Sprache eine höhere Konzentration, so bin ich oft nach einem Arbeitstag recht erschöpft. Andererseits schätze ich die Kleinstadt Uppsala. Ich kann mit dem Rad zur Arbeit fahren (6 km), was kaum länger dauert als mit dem Auto, denn Uppsala ist sehr fahrradfreundlich; auch haben wir in der Stadt ein kleines Schigebiet, den Mälarensee, der bis nach Stockholm reicht, unbeschreiblich schöne Wälder und so habe ich alles in allem mehr Zeit als in Österreich, wo ich täglich von Wien Liesing bis nach Parndorf zur Arbeit fuhr (meist im Stau). Ich hatte Zeit Schilehrer zu werden, im Winter mit vielen glücklichen Kindern in unserer lokalen Schischule und einmal im Jahr bin ich 2 Wochen Schilehrer am Obertauern was mir größte Freude bereitet. Bei den vielen Wäldern und der Natur im Umkreis bin ich auch zum passionierten Läufer geworden, und so fühle ich mich mit 50 körperlich deutlich besser (und leichter!) als mit 40. Auch familiär ist Schweden so weit, dass die meisten meiner männlichen Arbeitskollegen Kinderkarenzzeiten nehmen und danach wieder problemlos in ihre Jobs einsteigen können - was ich in der Form in Österreich nicht erleben durfte.
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Ganz sicher, einerseits lernt man, dass die grundsätzlichen Wünsche und Träume der Menschen über Kulturen hinweg recht ähnlich sind, was mir auch schon während meines Studiums in den USA auffiel, andererseits die Wege der Verwirklichung sich unterscheiden. Dieser Blick auf das Wesentliche schafft Toleranz.
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    Ich würde diesen Schritt auf jeden Fall empfehlen, sowohl was ein Studium betrifft als auch zu arbeiten, wobei ich feststellte, dass ein zeitlich begrenztes Studium sich von einer dauer-haften Übersiedlung doch sehr unterscheidet, und dies sollte bewusst sein. In den USA, ob-wohl ich dort über zwei Jahre wirklich intensivst studierte, fühlte ich mich doch immer wieder ein wenig auch als Tourist, ich wusste, wann das Studium enden wird und wann ich wieder nach Wien zurückkehre, hier in Schweden ist die Situation anders. Trotzdem habe ich immer versucht den Kontakt nach Österreich zu behalten, viele „alte“ Freunde rückten sogar wieder näher, weil man die Zeiten die man, zum Beispiel im Urlaub in Österreich verbringt, intensiver empfindet.
    Ich würde mich einfach mit Offenheit einer neuen Situation nähern, alle oft kolportierten Meinungen über das neue Land beiseiteschieben, um dann mit Neugier einige Überraschun-gen zu erleben. Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass das Leben in einem anderen Land anstrengender sein kann, sprachlich zum Beispiel, und dass man selbst bei aller Tole-ranz der Schweden, immer auch ein weniger der „Fremde“ bleibt, sollte man in ganz andere Kulturen übersiedeln, könnte dies noch stärker sein.
    Beruflich ist es sicherlich positiv, aber für mich weniger aus klassischen Karrieregedanken heraus sondern mehr persönlich, man lernt viel Neues und man sieht die Dinge einfach anders, Toleranz und Verständnis für andere Lösungen, denke ich, kann es ja kaum je genug geben.
Schweiz

DI Monika Brazda, Basel/Wintersingen

Kontakt: monika.brazda@alumni.boku.wien

 

Die 36-jährige Wienerin Monika Brazda studierte Lebensmittel- und Biotechnologie und arbeitete bereits ein Jahr lang in Südkorea. Nun lebt sie seit fast vier Jahren mit ihrer Familie in der Schweiz, wo sie nun in Mutterschaftsurlaub ist und davor für zwei Jahre bei einem Klein- bis Mittelunternehmen in Basel als stellvertretende Leitung der Qualitätssicherung tätig war.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Nicht viel - die Schweizer, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, sind alle freundlich und haben ähnliche Interessen. Im Allgemeinen sind sie vielleicht etwas besonnener und scheinen auf den ersten Blick nicht so ehrgeizig zu sein, was sich aber als falsch herausgestellt hat. Sie überlegen nur sehr genau, was sie tun, damit am Ende ein für sie optimales Ergebnis erreicht wird.
    Im Alltag ist es sehr leicht sich zurechtzufinden (ich bin im deutschen Teil der Schweiz), Amtswege sind genauso bürokratisch wie bei uns und das Angebot an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten ist mit dem von Österreich durchaus vergleichbar.
  2. Was vermissen Sie am meisten?
    Richtige Semmeln, Sauerteigbrot mit Roggenmehl und das Wasser zum Kaffee. Aber das ist wahrscheinlich auch echt Wiener Spleen.
    Was auch noch fehlt, ist leistbare Kinderbetreuung für berufstätige Mütter.
  3. Was vermissen Sie absolut nicht?
    Die „von vornherein Raunzer“
  4. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Die Neugier andere Länder kennen zu lernen - die Unterschiede zur eigenen Kultur zu erleben, um einen kritischen Blick auf die eigene zu bekommen.
  5. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Ich denke, ich habe mich schon sehr gut eingewöhnt. Ich wohne derzeit in einem kleinen Dorf in der Nähe von Basel, wo ich schon viele Kontakte knüpfen konnte. Auch durch meine Arbeitsstelle habe ich viele Leute kennen gelernt. Ans Herz gewachsen ist mir hier die Zersiedelung der Schweiz. Man fährt 30 Minuten von der Arbeit heim und ist mitten im Grünen, wo man vom Bauernhof frische Milch und Eier holen kann. Ein Stück Lebensqualität, wie man sie in Wien und den Vororten nicht so leicht finden kann.
  6. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Mein Leben unterscheidet sich ziemlich von dem, das ich in Wien geführt habe, allein durch die derzeitige Wohnsituation. Wie schon erwähnt, wohne ich in einem kleinen Kaff, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, und das 30 Minuten von Basel entfernt. Ich habe einen kleinen Garten, den Wald vor der Haustür, mittlerweile vier Kinder und kann mir derzeit nicht vorstellen, so schnell wieder arbeiten zu gehen. Und das liegt nicht nur an den horrenden Preisen für Kinder-Tagesbetreuung. Es ist auch viel leichter Kinder im Grünen aufzuziehen, als in der Stadt (in Südkorea könnte ich mir das gar nicht vorstellen).
    Fernsehen war in Österreich auch intensiver - eine Gewohnheit die hier nicht so sehr ins Gewicht fällt, da sitzt man dann doch lieber draußen oder bastelt noch was am Haus herum.
  7. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    Auf jeden Fall!! Es lässt mich die ganzen Diskussionen um Ausländer in einem ganz anderen Licht sehen. In Südkorea war es echt schwer sich zu integrieren - da ist einmal die nicht ganz einfache Sprache und dann noch ein ziemlicher kultureller Unterschied.
    Aber auch in der Schweiz hat es ca. zwei bis drei Jahre gedauert, bis ich Anschluss bei Schweizern gefunden habe. Schwizerdüütsch verstehen dauert eine Weile, und auch nur kleine kulturelle Unterschiede schaffen Missverständnisse und müssen erst beseitigt werden. (siehe wenig Arbeitseifer vs. perfekt machen wollen weiter oben). Aber als ich die Leute dann näher kennen gelernt habe, bin ich drauf gekommen, dass die einzelnen Personen doch immer nur dieselben Grundbedürfnisse stillen wollen - auch in Korea. Aber das kulturelle Umfeld bietet jeweils andere Möglichkeiten der Befriedigung eben dieser. Dadurch müssen sich die Leute anders verhalten und diese Verhaltensunterschiede machen es dann aus, dass Missverständnisse entstehen.
    Als Ausländer muss man zuerst diese Verhaltensunterschiede erkennen und dann ist es die Frage, wie weit man anerzogene Verhaltensweisen dann ablegen kann und will, um sich zu integrieren - ein wichtiges Grundbedürfnis aller Menschen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, ist in seinem Umfeld integriert zu sein.
    Ich denke, das ist recht leicht bei ähnlichen Kulturen (D-Ö, D-CH, Ö-CH), wobei es auch schon hier Schwierigkeiten gibt. Und dann sehe ich Wahlplakate mit Ausländer-Raus-Parolen (auch hier in der Schweiz), Politiker, die Kampagnen gegen Ausländer machen. All das macht es Ausländern nicht leicht, sich akzeptiert zu fühlen, auch wenn man einen festen Arbeitsplatz hat und im Dorf integriert ist. Wie geht es dann denen, die geflüchtet sind? Die alles daheim lassen mussten und nicht mehr zurück können - aus welchen Gründen auch immer? Wäre es nicht klüger, ihnen die Unterschiede beizubringen als sie von vornherein als Menschen zweiter Klasse - als Schmarotzer - abzustempeln?
  8. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    JA, auf jeden Fall. Ich weiß nicht, welche Eigenschaften man mitbringen soll - ich denke jeder schafft es auf seine Art. Wenn das Heimweh zu groß wird, geht man halt wieder. Die meisten Österreicher sind ja in der komfortablen Situation wieder Heim gehen zu können ;-)
    Ich denke man sollte sich auf eine turbulente Zeit einstellen, in der alles Neue erst verdaut werden muss, aber dann nicht zu enttäuscht sein, wenn sich der Alltag wieder einstellt.

DI Alfred Kammerhofer, MAS, Bern/Zürich

Bundesamt für Umwelt (BAFU), Sektionschef
Kontakt: alfred.kammerhofer@alumni.boku.wien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DI Michael Siegl, Urdorf 

Tiroler Sparkasse Bank AG, Riskmanager
Kontakt: michael.siegl@alumni.boku.wien


Michael Siegl arbeitet als Senior Credit Underwriter bei einer Versicherung in Zürich. Der studierte Forstwirt ist verheiratet, liebt seine Familie, die Berge, den Wald und das Meer.

Spanien

DI Silvia Lorenz

Kontakt: silvia.lorenz@alumni.boku.wien

 

Silvia Lorenz wird bald 30 Jahre alt und lebt bereits seit sieben Jahren in Valencia und fühlt sich sehr wohl dort. Studiert hat die Steirerin Lebensmittel- und Biotechnologie und so arbeitete sie zuerst auch zwei Jahre im Lebensmittelbereich und nun ist sie seit eineinhalb Jahren mit Begeisterung für Clinica Baviera, einer der europaweit größten Augenklinikketten, tätig.

 

Interview

  1. Was ist anders in Ihrem jetzigen Aufenthaltsland als in Österreich? Was vermissen Sie am meisten? Was vermissen Sie absolut nicht?
    Der größte Unterschied ist das Wetter, adiós wochenlang grauer Himmel und bienvenido Sonnenschein! Schlechtwetter ist hier die Ausnahme und das schlägt sich natürlich auch posi-tiv aufs Gemüt und den ganzen Lebensstil nieder.
    Das Leben spielt sich mehr im Freien ab als zu Hause. Das ist wahrscheinlich der Grund, wa-rum die Spanier durchschnittlich fast doppelt so viel Geld für Auswärts-Essen ausgeben wie die Österreicher.
    Ein weiterer Unterschied betrifft auch das Essen selbst. Es ist ganz normal zweimal am Tag warm zu essen, wobei Tapas (verschiedenste Häppchen oder Gerichte, die in kleinen Portio-nen zum Teilen serviert werden) hoch im Kurs stehen, wenn man mit mehreren Leuten ge-meinsam isst. Es ist ganz untypisch, dass in Lokalen jeder sein Essen „extra bezahlt“ – nor-malerweise wird die gesamte Rechnung einfach durch alle Beteiligten durchdividiert, egal wer mehr und wer weniger konsumiert hat.
    Was ich vermisse, sind außer meiner Familie und meinen Freunden natürlich, das österreichische Essen, die schöne Landschaft, der gut organisierte öffentliche Verkehr in Wien und die österreichische Sozialversicherung.
    Was ich absolut nicht vermisse sind tagelanges Schlechtwetter, nasser Schneematsch und das „Siezen“ von anderen Personen.
  2. Warum haben Sie sich entschieden, im Ausland zu arbeiten?
    Ich wollte immer schon zumindest eine Zeitlang im Ausland leben und wusste von Studien-beginn an, dass ich auf jeden Fall ein Erasmusstipendium beantragen würde – am liebsten in Spanien. Dass es dann tatsächlich dieses Land und genau Valencia wurde, lag letztendlich an einem feschen Spanier, den ich bei einem Englischkurs an der BOKU kennengelernt hatte.
  3. Wie gut haben Sie sich an Ihrem neuen Lebensmittelpunkt bereits eingewöhnt? Haben Sie viele Kontakte? Was ist Ihnen ans Herz gewachsen?
    Ich liebe es, wenn die ganze Stadt nach Orangenblüten riecht. Ich genieße es, in der Altstadt zwischen Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert spazieren zu gehen und jeden Samstag am riesi-gen Obst- und Gemüsemarkt einzukaufen und finde es herrlich, dass ich immer, wenn ich Lust dazu habe, einfach so an den Strand gehen kann. Valencia ist mir wirklich schon ans Herz gewachsen... Auch seine Bewohner. Dank des lieben Spaniers, der inzwischen übrigens fester Bestandteil meines Lebens geworden ist, hatte ich von Anfang an mehr Kontakt zu Einheimischen als zu anderen ausländischen Studenten. Das half beim Sprachen lernen und beim Freunde finden.
    Inzwischen fühle ich mich hier bestens aufgehoben, habe eine Familie und Freunde, auf die ich zählen kann, eine Arbeit, die mir Spaß macht und eine Wohnung, in der ich mich wohl fühle. Gesund sind gottseidank auch alle, die mir wichtig sind und mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein.
  4. Wie unterscheidet sich Ihr Leben – Arbeits- wie Privatleben – nun von Ihrem Leben in Österreich? Gibt es Dinge, die Sie vielleicht zuhause niemals getan hätten? Hobbys, Alltagsrituale und Gewohnheiten?
    Diese Frage ist für mich schwierig zu beantworten, das österreichische Arbeitsleben kenne ich ja nur von Ferialjobs und Teilzeitarbeit während des Studiums. Ich habe aber hier den Ein-druck gewonnen, dass 40 Wochenstunden generell nur am Papier 40 sind, sich in der Praxis aber ohne jeglichen Widerstand des Arbeitnehmers ins Unendliche ausweiten können. In mei-ner jetzigen Arbeit gibt es allerdings ein harmonisches Geben und Nehmen, das Einzige was ich eventuell anpassen würde, sind die Arbeitszeiten – nach der Devise früher anfangen, we-niger Mittagspause und früher nach Hause gehen.
    Ein Hobby, das ich zu Hause bestimmt nicht hätte, ist das Padel spielen. Diese Mischung aus Tennis und Squash kennt man in Österreich nämlich nicht. Ein anderer Unterschied zu mei-nem Leben in Österreich ist mein Tagesrhythmus. Nachdem die Sonne hier länger scheint kann man den Tag länger genießen. 18Uhr ist erst mitten am Nachmittag!
    Im Großen und Ganzen denke ich, dass das Leben in Valencia und in Österreich ziemlich ähnlich ist – Kulturschock bekommt man am Mittelmeer keinen ;)
  5. Haben Sie das Gefühl, das Leben in einem anderen Land hat Ihren Horizont erweitert? Haben Sie neue Sichtweisen gewonnen und wenn so, welche?
    AWas ich ganz sicher gelernt habe, ist Distanzen anders einzuschätzen. In Österreich kam es mir schon weit vor, 200 Kilometer von meinen Eltern entfernt zu wohnen. Heute ist das für mich schon fast ums Eck. Spanien ist so groß, dass man auch nach 10 Stunden Autofahrt noch nicht unbedingt an eine Landesgrenze gestoßen sein muss.
    Aber ich denke, dass mein Auslandsaufenthalt mich und mein Denken auch in anderen Bereichen verändert hat. Zum Beispiel bin ich am Anfang noch durch die sprachliche Barriere öf-ters an Grenzen gestoßen und musste Hürden überwinden, die ich in Österreich bestimmt nicht vorgefunden hätte. Ich habe im Endeffekt aber doch immer alle meine Ziele erreicht und das hat mir bestimmt mehr Selbstwertgefühl und mehr Selbstvertrauen gegeben.
    In den letzten Jahren musste ich leider miterleben, wie Freunde und Bekannte aus allen Sekto-ren wegen der Wirtschaftskrise ihre Arbeit verloren haben und trotz intensiver Suche und mehr oder weniger Zusatzqualifikationen keine neue Arbeit gefunden haben. Das hat mir ge-zeigt, dass man nichts als selbstverständlich hinnehmen darf. Ich bemühe mich nun jeden Tag meine Arbeit so gut wie möglich zu erledigen und einen Teil meiner Freizeit für Weiterbil-dung zu verwenden – man weiss ja nie was man noch brauchen kann...
  6. Würden Sie diesen Schritt, ins Ausland zu gehen (zum Studieren bzw. Arbeiten) weiterempfehlen? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen? Worauf sollte man sich einstellen, sprich, welche Erwartungen sind realistisch?
    Auf jeden Fall! Ganz egal, ob zum Studieren oder zum Arbeiten, ein Auslandsaufenthalt macht immer Sinn. Sich selbst als Ausländer zu „spüren“, an einem anderen Ort unter er-schwerten Bedingungen neu anfangen zu müssen und dafür Menschen aus anderen Ländern und Kulturen kennenzulernen und eine Fremdsprache zu lernen bzw. zu perfektionieren, kann nur positiv sein. Aus persönlicher und politischer Sicht - falls Europa nämlich mehr als nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sein soll - ist es meiner Meinung nach unbedingt notwen-dig, dass sich die Menschen aus allen sozialen Schichten immer mehr miteinander vernetzen und das Gefühl für ein globales „Wir“ entwickeln.
    Damit ein Auslandsaufenthalt zu einem positiven Erlebnis wird, sollte man sich allerdings schon gründlich darauf vorbereiten und darf sich nicht erwarten, dass vom ersten Tag an alles fantastisch sein wird. Es kann Probleme bei der Wohnungssuche geben, es kann dauern, bis man Freunde findet, weil die Sprachbarriere noch zu groß ist und es kann sein, dass man sich erst an den Lebensrhythmus und das Essen gewöhnen muss. Auch Heimweh lässt sich wahr-scheinlich nicht so leicht vermeiden. Aber wenn man weiss, dass all das auf einen zukommen kann und man trotzdem Lust hat den Schritt zu wagen, wird man ihn bestimmt nicht bereuen. Und das sage ich aus eigener Erfahrung.
Ukraine

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