Stephansdom-Dach wird „gerodet“

Moos, Farne und sogar kleine Bäume wachsen auf dem Dach des Wiener Stephansdoms. Weil es kaum noch sauren Regen gibt, werden es immer mehr. Die Pflanzen richten Schaden an, deshalb wird das Dach jetzt aufwendig gereinigt.

Nicht der Berg ruft, sondern das Nordostdach des Stephansdoms - die Herausforderungen sind aber ähnlich, mit Steigungen von bis zu 80 Grad. Einige der Arbeiter bei der Reinigung des Stephansdom-Dachs sind daher sonst auch bei der Bergrettung im Einsatz. Hier retten sie Dachziegel vor Pflanzen: „Das wird mit einem speziellen Messer herausgeschnitten, damit man möglichst auch die Wurzeln erwischt. Mit Ausreißen würde das nicht funktionieren. Größerer Bewuchs - wie Bäume oder Sträucher - muss dann auch wirklich ausgebaut werden“, erklärt Leopold Hochpöchler von der Firma Holzco.

Notwendig macht diese Rettungsaktion der abnehmende saure Regen: Er ließ die Pflanzen absterben. Seit das Regenwasser sauberer wird, wuchert immer mehr. „Wien heute“ berichtete schon im Februar über dieses Problem - und machte so eine auf Dächer spezialisierte niederösterreichische Firma aufmerksam. Die „rodet“ jetzt den Stephansdom - mehr dazu in Stephansdom hat Pflanzenproblem.

1,30 Meter hohe Silberpappel entfernt

Die entfernten Pflanzen werden von Forscherinnen der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) untersucht. Sie analysieren, um welche Arten es sich handelt und wie diese in den Dachfugen wachsen konnten. Unter den Pflanzen sind viele Moose und Farne - aber auch Bäume, beispielsweise eine Silberpappel mit stolzen 1,30 Metern Größe. „Die kommen mit sehr wenigen Nährstoffen aus und leben von dem Moos, dem Wasser und der Feuchtigkeit, die sich in dem Substrat in den Fugen ansammelt“, erklärt Katharina Lapin von der BOKU.

Reinigung Stephansdom Dach

ORF

Unter anderem wurde eine 1,30 Meter hohe Silberpappel entfernt

Die Pflanzensamen werden vom Wind aufs Dach gebracht. Die Forscherinnen sollen im Auftrag der Reinigungsfirma herausfinden, wie man das Pflanzenproblem langfristig und ökologisch in den Griff bekommen könnte und so auch Schäden verhindert: „Wo eine Wurzel ist, da ist dann meistens auch Wasser. Im Winter friert das auf, und das führt dazu, dass auch Dachziegel abplatzen und herunterrutschen - das ist ein Sicherheitsrisiko“, so Hochpöchler.

Probelauf für gesamte Dachreinigung

Bei der Reinigung werden daher auch alle Schäden genau dokumentiert. Gearbeitet wird noch bis Donnerstag - und fürs Erste nur auf einem kleinen Teil auf der Nordseite. Das sind rund 1.000 Quadratmeter, ungefähr ein Zwölftel der gesamten Dachfläche. Es ist ein Probelauf.

„Wir haben jetzt die schwierigste oder am stärksten befallene Fläche gereinigt. Wenn das sinnvoll ist, so wie wir es jetzt machen - und davon gehe ich eigentlich aus -, dann werden wir hoffentlich im nächsten Jahr oder spätestens dann im übernächsten Jahr durch sein“, sagte Dombaumeister Wolfgang Zehetner. Geschätzte Gesamtkosten für die Reinigung: rund 50.000 Euro. Dazu kommen noch die Reparaturkosten.

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