Forschungsnetzwerk legt Klimaplan vor

Mit dem Ende 2018 präsentierten Klimaplan der damaligen Regierung ist die EU-Kommission nicht zufrieden gewesen. Forscher und Forscherinnen legen nun einen eigenen – deutlich ehrgeizigeren – Plan vor.

Unter den Vorschlägen befinden sich eine klimagerechte Steuerreform, der Umbau zur Kreislaufwirtschaft sowie der Ausbau von erneuerbaren Energien und des öffentlichen Verkehrs.

“Politik muss Weg wählen“

„Es ist nicht der Plan, vor dem man Angst haben muss, es ist der Klimawandel“, sagte die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb vom Climate Change Center Austria (CCCA) bei der Präsentation des Plans in Wien. Der offizielle österreichische Energie- und Klimaplan (NEKP) war im Juni von der EU-Kommission kritisiert worden. Das CCCA-Netzwerk mit rund 70 Forschern und Forscherinnen hat nun seinen eigenen Plan – den Referenzplan „Ref-NEKP“ - präsentiert.

„Wir wollen Informationen bereitstellen, welche Reduktionspfade möglich sind“, sagte Mathias Kirchner von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien, den Weg müsse aber die Politik dann wählen. Eine erste Version des Plans ist Anfang Juli im Nationalen Klimaschutzkomitee (NKK) eingereicht worden.

Für CO2-Steuer und weniger km/h

Der Referenzplan positioniert sich dabei ehrgeiziger als das 2030-Ziel, bei dem die CO2-Emissionen in Österreich um 36 Prozent im Vergleich zu 2005 zu senken sind, und nimmt stattdessen das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Abkommens als Zielvorgabe. Für den Musterzielpfad wurde Österreich ein „Restbudget“ von 1.000 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten zugestanden.

Neun Rahmenmaßnahmen beinhaltet der alternative Klimaplan, inklusive der in der politischen Diskussion in Österreich eher unbeliebten CO2-Steuer bzw. CO2-Abgabe. Klimaökonom Karl Steininger konterte etwaigen Befürchtungen, dass sich die Steuerlast erhöhen könnte, mit dem Beispiel Schweden. Dort sei parallel mit der Einführung einer CO2-Steuer die Gesamtsteuerquote sogar gesenkt worden. Was das Sorgenkind Verkehr betrifft, da solle es laut dem Rek-NEKP zu Verkehr einer Aufwertung aktiver Mobilität wie dem Fahrradfahren kommen, wie auch eine Verringerung der Höchstgeschwindigkeit für Kraftfahrzeuge vonnöten sei.

Aufruf an die Parteien

„Man soll Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein“, wandte sich Gottfried Kirchengast, Vertreter der Wissenschaft im Klimaschutzkomitee und Leiter des Wegener Center, an die politisch Verantwortlichen. Er lud die zur Nationalratswahl antretenden Parteien dazu ein, sich zu den neun Rahmenmaßnahmen zu positionieren, bis 20. September werde eine Rückmeldung erwartet. Die einzelnen Positionen werden dann am 25. September per Presseaussendung veröffentlicht werden, kündigte Kirchengast an.

Neben der nationalen Aufgabe Klimaplan verwies Klimaökonom Steininger mit den Worten „Treibhausgase kennen keine Grenzen“ auf die internationale Dimension beim Klimaschutz und damit auf den Green Climate Fund (GCF) der UNO. Der GCF soll Entwicklungsländern beim Aufbau einer klimafreundlichen Industrie helfen und Projekte zur Verlangsamung des Klimawandels finanzieren. In der letzten Septemberwoche werden die UNO-Staaten in New York ihre weiteren Beiträge für den Fund nennen - und Österreich sei hier deutlicher Nachzügler, so Steininger und bezeichnete die Änderung dieses Umstandes als „Aufgabe für die jetzige Regierung“.

Positive Vision

Auch Klimaforscherin Kromp-Kolb wandte sich an die Politik: „Wir brauchen von den Parteien und Regierung klare, konkrete Maßnahmen und lesbare Ziele“, auch die Medien sollen sich nicht mit Lippenbekenntnissen zufriedengeben. Der Klimawandel könnte indes noch weit radikaler ausfallen, „es gibt zunehmend Literatur, dass die Wissenschaft hier zu zurückhaltend ist“, nähme man die Modelle und Daten als wissenschaftliche Grundlage. „Wir müssen dem eine Vision entgegensetzen“, so Kromp-Kolb weiter und verwies auf die „Vision 2050“: Ein Österreich mit mehr Lebensqualität, mehr Zuversicht und Lebensfreude sei machbar.

science.ORF.at/APA

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