Veronika Költringer und Lina Vranitzky

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Saldo

Wien will Drehscheibe für Pharma und Biotech werden

21 Staaten reißen sich um die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Nach dem Brexit muss die Zulassungsstelle für Medikamente aus London absiedeln. Wien räumt sich Chancen ein.

Veronika Költringer und Lina Vranitzky studieren Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie beschäftigen sich mit einem Protein von E-Coli Bakterien. Dieses Protein dient der Behandlung von Herzinfarktpatienten. Beide wollen später in der Pharmaindustrie arbeiten.

Es gefalle ihnen, Forschung zu betreiben und daraus Medikamente für den Endkunden zu entwickeln. Das Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie ist in den vergangenen Jahren beliebter geworden. Die BOKU musste im Vorjahr eine Aufnahmeprüfung einführen.

Forschungsprämie als Standortvorteil

Die Stadt Wien bemüht sich seit Jahren für die Life Science attraktiv zu sein. Als Erfolg nennt die Wirtschaftsagentur Wien den Ausbau des Standorts von Boehringer Ingelheim in Wien Meidling. Der Weltkonzern investiert 700 Millionen Euro in eine neue Produktionshalle.

Ausschlaggebend für den Standort Wien sei unter anderem die Forschungsprämie gewesen, gibt der Generaldirektor von Boehringer Ingelheim Philipp von Lattorff zu. Seit dem Vorjahr übernimmt der Bund zwölf Prozent der Ausgaben für die Forschung im Unternehmen. SPÖ und ÖVP wollen trotz Regierungskrise diese Quote noch vor dem Sommer auf 14 Prozent haben.

Zehn Start Ups jährlich

Zehn Firmen gründen sich jährlich, das zeigt die Statistik der Wirtschaftsagentur. Als Vorzeige Start-Up gilt Scarletred, eine Smartphone App zur Ferndiagnose von Hautkrankheiten.

Um Jungunternehmern wie Schnidar künftig den Start zu erleichtern errichtet die Wirtschaftsagentur am Biocenter in St. Marx Start Up Labs. Die Labors sind günstig zu mieten und bieten jungen Forschern und Unternehmern eine Grundausstattung. Maschinen können gemeinsam genutzt und Kosten gespart werden, so das Ziel der Initiative.

Gruppenbild mit Mikrofon

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Wien hat Potential

Wirtschaftsforscher wie Jürgen Janger vom WIFO sprechen Wien Potential zu. Sollten Betriebsansiedelungen und Firmengründungen ansteigen, könnte sich die Stadt zu einer Drehscheibe für Pharma und Biotech entwickeln. Das sei auch aus volkswirtschaftlicher Sicht zu begrüßen.

Janger weist aber darauf hin, Universitäten im gleichen Maß zu fördern wie private Forschungsinstitute. Unternehmen würden von guten Absolventen profitieren und Innovationserfolge erst möglich machen.

Josef Penninger wünscht sich, dass noch mehr Forschungsergebnisse praktisch umgesetzt werden, in Medikamente oder medizintechnische Produkte. Der Molekularbiologe zählt zu den renommiertesten Forschern Österreichs. Er führt auch ein eigenes Unternehmen.

Er schlägt vor, Steueranreize für Investoren und Geldgeber einzuführen. Wenn etwa in Kanada ein Unternehmen in Konkurs geht, könne ein Investor den Verlust von der Steuer abschreiben. Das sei ein Grund, warum in Nordamerika mehr Geld in Start Up Firmen fließe.