Neue Studie: Unkrautvernichter verändern Wein

Das Einsatz von Herbiziden verändert den Nährstoffgehalt von Weinreben. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur und der Weinbauschule Klosterneuburg. Auch Auswirkungen auf die Weinqualität sind möglich.

Für die Studie unter der Leitung von Florian Faber von der Weinbauschule Klosterneuburg (Bezirk Tulln) wurden in einem schuleigenen Weingarten mit fünfjährigen Reben der Sorte Gewürztraminer die drei im Weinbau meistverwendeten Unkrautvernichtungsmittel mit den Wirkstoffen Glyphosat, Glufosinat und Flazasulfuron praxisüblich im Unterstockbereich ausgebracht. Als Kontrollvariante wurden Unkräuter mechanisch entfernt.

Weinreben

ORF

„Wir fanden erstaunlich viele Veränderungen in der Weinrebe nach der Herbizidbehandlung“, fasste der Ökologe Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur (BOKU) die Ergebnisse zusammen, die kürzlich im Fachjournal „Environmental Science and Pollution Research“ veröffentlicht wurden. Die Studie zeige, dass der Einsatz von Unkrautvernichtern wie Glyphosat und Co. nicht nur das Bodenleben massiv verändere, sondern auch die Nährstoffgehalte der Weinrebe, heißt es.

Auswirkungen auf Weinqualität möglich

Am auffälligsten war das Ergebnis bei der sogenannten Mykorrhizierung der Rebwurzeln. Darunter versteht man eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen. Die mit den Weinreben in Symbiose lebenden Mykorrhizapilze sorgen für eine bessere Nährstoffversorgung, Rebengesundheit und Weinqualität. Nach dem Einsatz der Unkrautvernichtungsmittel war diese Mykorrhizierung allerdings um 53 Prozent reduziert.

Während Regenwürmer und der Abbau organischer Stoffe im Boden von den Herbiziden nicht beeinflusst wurden, waren im Saftstrom der Reben selbst elf Monate nach Anwendung der Unkrautvernichter um 70 Prozent mehr Bakterien vorhanden. Zudem war der Nährstoffgehalt in Wurzeln, Blättern und im Traubensaft verändert. Offenbar pflanzt sich der Effekt der Herbizide vom Boden über die gesamte Rebe fort, betonen die Wissenschafter.

Weinrebe, Weintraube, Weinstrock

APA/dpa

„Nachdem Mikroorganismen und Nährstoffgehalte auch für die Weinvergärung entscheidend sind, können auch Auswirkungen auf die Weinqualität nicht ausgeschlossen werden“, erklärte Mikrobiologin Karin Mandl von der Weinbauschule. Dies müsste aber noch detaillierter untersucht werden.

Nebenwirkungen bei allen getesteten Herbiziden

Für Zaller sind die Befunde insofern „ernüchternd“, als alle drei getesteten Herbizide ähnliche Nebenwirkungen zeigten. Es mache also wenig Sinn, ein umstrittenes Mittel wie Glyphosat gegen ein anderes auszutauschen, „besser wäre der komplette Verzicht auf Herbizide im Weinbau“.

Laut BOKU sind insgesamt 40 Herbizide für den Weinbau in Österreich zugelassen, 22 davon mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat. Als Hauptgrund für deren Einsatz nennt die Universität die Arbeitszeitersparnis im Vergleich zur mechanischen Unkrautkontrolle.

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