Der Kampf gegen das Ragweed

Symbolbild Ragweed.
Symbolbild Ragweed. (c) imago/Manfred Ruckszio (Manfred Ruckszio)
  • Drucken

Unter der starke Allergien auslösenden Pflanze leiden etwa 100.00 Personen in Österreich. Um das Kraut einzudämmen, verbünden sich nun Wissenschaft und Politik, ein burgenländisches Gesetz gilt als Modell für den Bund.

Das Gesetz zur Bekämpfung und zur Verhinderung der Ausbreitung des Beifußblättrigen Taubenkrauts wurde in der burgenländischen Landesregierung beschlossen („Die Presse“ berichtete), es befindet sich derzeit in Begutachtung und soll mit Jahresbeginn 2020 in Kraft treten. „Damit wird das Burgenland zum Modell für alle anderen Bundesländer und auch für den Bund“, sagt Boku-Professor Gerhard Karrer, der die Initiative aus Eisenstadt wissenschaftlich begleitet.

Stärkstes Allergen überhaupt

Karner, seit 2009 Mitglied der International Ragweed Society, hat schon seit Beginn der Ragweed-Probleme in Österreich das Hauptaugenmerk seiner botanischen Forschung auf diese invasive Pflanze gerichtet. Das ursprünglich in Nordamerika beheimatete Regweed kam im vorigen Jahrhundert in zwei Wellen über den Atlantik, verbreitete sich vor allem in den klimatisch warmen Lagen Südosteuropas und ist nun in Ostösterreich auf dem Vormarsch. Die Problematik besteht in der Ragweed-Allergie, gelten doch die Pollen der Pflanze als stärkstes Allergen überhaupt und können, so die Medizin-Universität Wien, bei den Betroffenen zu schweren Komplikationen führen. In Österreich werden etwa 100.000 Personen in der Blühzeit der Pflanze – von Ende Juli bis Ende September – in Mitleidenschaft gezogen. Deswegen hat auch die Medizin-Uni in diesem Sommer eine Ragweed-Finder-App entwickelt und online freigeschaltet.

Das burgenländische Gesetz sieht ein gemeinsames Vorgehen und eine gegenseitige Information mit Ungarn vor. Nach den Richtlinien werden Grundstückseigentümer verpflichtet, ihre Grundstücke frei von Ragweed zu halten. Vor allem aber sind die Straßenbehörden zu einer Eindämmung des Wuchses angewiesen. Denn die Verbreitung vollzieht sich infolge der Lkw-Lieferungen aus Südosteuropa (in erster Linie mit ungereinigtem Saatgut) vor allem entlang der Straßenverbindungen. Ragweed-Experte Karrer empfiehlt daher dringend, die Straßenbankette später als bisher zu mähen, nämlich im August kurz nach der weiblichen Ragweedblüte. Das führt zu einer Reduzierung der Verbreitung.

Die Boku-Forscher Gerhard Karrer, Rea Hall und ihr Team arbeiten auch an weiterführenden Forschungsthemen wie z. B. die Wechselwirkung von Ragweed mit Kulturpflanzen. Zudem werden die Lebensgewohnheiten des Blattkäfers Ophraella communa, der ziemlich ausgiebig Ragweedpflanzen frisst und damit dezimiert, erforscht. Bisher war eine Ansiedelung nach EU-Recht umstritten, da der Käfer nach dem Ragweed auch Nutzpflanzen wie die Sonnenblume befallen könnte. Nun hat sich der Blattkäfer aber in Teilen Italiens von selbst festgesetzt, und Karrer hat diesen schon vor zwei Jahren in Slowenen gesichtet.

Für das Bayerische Staatsministerium forscht die Karrer-Gruppe in einem vierjährigen Projekt an der Anpassung von Mährhythmen entlang der Straßen in Bayern und zur Effektivität anderer Einsaatpflanzen zur Verdrängung und Eliminierung von Ragweed. Auch physikalische Bekämpfungsmethoden wie die Anwendung von Hochspannung gegen Ragweed oder die thermische Behandlung von ragweedkontaminierten Böden werden getestet.

LEXIKON

Ambrosia artemisiifolia (auch Beifußblättriges Taubenkraut oder Ragweed) ist eine ursprünglich in Nordamerika beheimatete einjährige Pflanze. Sie benötigt eine klimatisch warme Umgebung und wird bis zu eineinhalb Meter hoch. Die Blühzeit beginnt Ende Juli. Eine einzige Pflanze kann bis zu einer Milliarde Pollen produzieren, die wiederum bei Allergikern zu schweren Beeinträchtigungen führen. Schon 2011 hat eine EU-Cost-Aktion den Kampf gegen die Ragweed-Verbreitung eingeleitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.