Aus Abfall wird wertvoller Rohstoff


Der gemeinsam von der BOKU, tecnet equity und dem accent Gründerservice ausgeschriebene niederösterreichische Innovation Award 2016 wurde diese Jahr zum sechsten Mal vergeben. Prämiert wurden BOKU-Forschungsprojekte aus den Bereichen nachwachsende Rohstoffe, Klärschlammentsorgung bis hin zu Nanokristallen.

Die Verleihung des Preises erfolgte im Rahmen des Herbstfestes der BOKU am Technopolstandort Tulln durch Landesrätin Dr.in Petra Bohuslav. "Die ausgezeichneten Projekte zeigen, dass in Niederösterreich ausgezeichnete Arbeit im Technologiebereich geleistet wird", erklärte Bohuslav, für die Technologie und Innovation wichtige Säulen für die positive wirtschaftliche Entwicklung Niederösterreichs darstellen. "Um den Studierenden ein noch besseres Umfeld zu bieten, wurde heuer die niederösterreichische Spin-Off- Initiative vorgestellt. Ziel ist es, dass in den nächsten fünf Jahren zumindest 85 Firmengründungen aus wissenschaftlichen Forschungsprojekten heraus entstehen", so die Landesrätin. In enger Kooperation mit der BOKU tragen die Technologiefinanzierungsgesellschaft tecnet equity und das accent Gründerservice dazu bei, dass Ideen auch verwirklicht werden. Bohuslav abschließend: "Dadurch schaffen wir mit unseren Serviceangeboten Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft." Im Mittelpunkt des Innovation Awards steht die Frage nach der kommerziellen Verwertbarkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfindungen. Die Jury hat deshalb nicht nur die eigentliche Forschungsarbeit, sondern in erster Linie die wirtschaftliche Strategie der NachwuchsforscherInnen beurteilt. Darunter fallen unter anderem Aspekte wie Kundennutzen, Marktpotenzial, Eintrittsbarrieren, Zielgruppen oder Patentschutz. Die Studierenden, Doktoranden und Post-Docs der BOKU haben dies mit ihrer Arbeit auch dieses Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die besten drei Projekte wurden mit dem Innovation Award der niederösterreichischen Technologiefinanzierungsgesellschaft tecnet equity und des accent-Gründerservice prämiert. "Ungiftiger Spanplattenkleber, der aus Abfällen der Lebensmittelindustrie gewonnen wird" Sieger des diesjährigen Awards wurde DI Stefan Pinkl mit dem Projekt EcoGlue aus der Arbeitsgruppe von Prof. DI Dr. Wolfgang Gindl-Altmutter vom Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe am Department für Materialwissenschaften und Prozesstechnik. Auch heute noch werden viele Spanplatten mit Klebstoffen hergestellt, die Formalaldehyd enthalten. Dieses entweicht jedoch über die Jahre und kann die Gesundheit schwerwiegend belasten. In dem Projekt EcoGlue wurde nun ein Klebstoff entwickelt, der einerseits völlig ungiftig ist und andererseits aus Abfällen der Lebensmittelindustrie gewonnen werden kann (wie etwa aus Zuckerrübenschnitzeln). Damit besteht dieser Klebstoff zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen und kann auch kostengünstig hergestellt werden. "Karbon-Bricketts aus Klärschlamm" Der zweite Preis ergeht an Christoph Hammerl, BSc. aus der Arbeitsgruppe von DI Dr. Gregor Tondl und Prof. DI Dr. Christoph Pfeifer mit dem Projekt "Kontinuierliche und energieeffiziente Klärschlammentsorgung mittels hydrothermaler Carbonisierung" vom Department für Materialwissenschaft und Prozesstechnik. Hammerl hat ein Verfahren entwickelt, welches aus Klärschlämmen Karbon-Bricketts herstellt.

Bisher war bei der thermischen Verwertung von Klärschlamm eine energieaufwändige Vortrocknung notwendig. Diese kann dank Hammerls Erfindung künftig entfallen. Der Klärschlamm wird flüssig in die Produktionsanlagen eingebracht, am Ende des Herstellungsprozesses entsteht die sogenannte Klärschlammkohle. Dadurch wird mit einem simplen und kostengünstigen System eine deutlich höhere Energieeffizienz erzielt, und das auch noch wesentlich umweltschonender als bei früheren Verfahren. "Neue Methode zur Oberflächenmodifizierung von Nanokristallen" Der dritte Preis geht an Behzad Shirmadi Shaghasemi, MSc. mit dem Projekt Quantendots aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr.  Erik  Reimhult vom Institut für biologisch inspirierte Materialien vom Department für Nanobiotechnologie. Quantendots sind Nanokristalle, die in immer mehr Anwendungen eingesetzt werden. So können sie  den Wirkungsgrad von Solarzellen verbessern,  ermöglichen brillantere Farben in Fernsehschirmen und auch aus der Biologie oder der Medizin ist dieses moderne Material nicht mehr wegzudenken. Das Problem bisher: die Herstellung von Quantendots ist sehr aufwändig. Der Preisträger hat eine neue Methode entwickelt, die kostengünstiger, schneller und zugleich umweltfreundlicher als das bisherige Verfahren ist.  Der Innovation Award ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der Spin-Off-Initiative des Landes Niederösterreich. Die Geschäftsführerin der tecnet equity, DI Dr. Doris Agneter, betont daher: "Ziel unseres Awards ist die Anregung, dass sich hochqualifizierte Forscher auch mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten ihrer Entwicklungen auseinandersetzen. Zudem möchten wir einen Beitrag zur engeren Kooperation von Wissenschaftsprojekten an den Hochschulen und wirtschaftlichen Partnern in Niederösterreich leisten." Und Mag. Michael Moll vom accent-Gründerservice des Landes Niederösterreich ergänzt: "Wir freuen uns, dass wir den Award auch heuer wieder an Projektteams überreichen können, die mit ihrer innovativen Idee Beachtliches geleistet und sich auch mit der praktischen Umsetzung beschäftigt haben. Da wächst eine starke Generation junger Wissenschafter heran, die auch großes Potential in Richtung Unternehmensgründung aufgezeigt haben!" "Auch diesmal war die wissenschaftliche Qualität der für den Innovation Award eingereichten Arbeiten wieder außerordentlich hoch", erklärt Prof. Dr. Josef Glößl, Vizerektor für Forschung und Internationale Forschungskooperation der BOKU. "Uns an der BOKU ist es ein wichtiges strategisches Anliegen, unsere Studierenden und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon frühzeitig für die Umsetzbarkeit ihrer Forschungsergebnisse in innovative Produkte oder Verfahren zu sensibilisieren. Dazu soll der Innovation Award beitragen. So wird gemeinsam mit unseren langjährigen Kooperationspartnern in Niederösterreich, tecnet equity und accent Gründerservice, zur
Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes beigetragen."


04.10.2016