Risikoforscher Wolfgang Kromp ist 75

„Das Wunschdenken eines Wahnsinnigen“ nannte Wolfgang Kromp einmal seine Vorstellungen zum Umgang mit Atomkraft scherzhaft. Heute feiert der österreichische Physiker, der sich seit über 30 Jahren für Sicherheit in Atomkraftwerken einsetzt, seinen 75. Geburtstag.

Wolfgang Kromp, geboren am 31. August 1942 in Schönberg am Kamp in Niederösterreich, studierte Physik und Mathematik an der Universität Wien und beschäftigte sich jahrzehntelang mit der Technik und den Risiken der Atomkraft. Ursprünglich ein Befürworter der Kernenergie, änderte er später seine Meinung und wurde zu einem Gegner. Er kämpfte 1978 gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf und war durch seine intensive Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich am Ausgang der Volksabstimmung gegen die Nutzung der Atomkraft im selben Jahr beteiligt.

Experte für Atomkraft

Der Wissenschaftler leitete das Untersuchungsteam im Fall des Atomkraftwerks Mochovce und begutachtete als Mitglied der österreichischen Expertenteams die Kernkraftwerke Bohunice und Krsko. Des Weiteren engagierte Kromp sich im Prozess um den Ausbau des tschechischen AKW Temelin und erlangte durch seine medialen Auftritte rund verschiedene Reaktorunfälle größere Bekanntheit.

Seine Tätigkeit habe wesentlich dazu beigetragen, dass manche Sicherheitsdefizite in bilateralen Verhandlungen oder auf der EU-Ebene überhaupt behandelt wurden, würdigte ihn das Wissenschaftsministerium 2011 bei der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Kromp habe den Grundstein dafür gelegt, dass das Kernkraftwerk Bohunice V1 stillgelegt wurde.

„Getrieben von Angst“

1991 wurde er Leiter des Projekts „Nukleare Sicherheit“ des Senats der Universität Wien. Vier Jahre später wurde aus dem Projekt das „Institut für Risikoforschung“, seit 2009 ist es als „Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften“ an der Universität für Bodenkultur (Boku) beheimatet. Kromp leitete die Einheit bis 2012, seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Boku.

Mit seinem massiven Eintreten gegen Kernkraft machte Kromp einen Spagat zwischen Wissenschaft und Politik. Dafür wurde er von seinen Kollegen durchaus kritisiert. „Er ist getrieben von Angst. Er ist ein armer Mensch“, zitierte die „Zeit“ beispielsweise den Geophysiker Wolfgang Lenhardt.

„Prophet des Untergangs“

Wegen seiner pessimistischen Haltung und düsteren Zukunftsvisionen bezeichnete ihn die Wochenzeitung 2011 auch als „Prophet des Untergangs“. Der Risikoforscher ist nicht bekannt dafür, um den heißen Brei herumzureden. „Atomkraftwerke stehen meistens an Flüssen, die laufen entlang tektonisch aktiver Zonen. Und wenn in den Fluss ein größerer Stein hineinfällt oder eine Staumauer bricht, dann haben Sie auch hier Ihren Tsunami. Auf Wiedersehen!“, zitierte die „Zeit“ ihn wenige Tage nach dem Erdbeben in Fukushima im Jahr 2011.

Der mit der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb verheiratete Wissenschaftler erhielt 1991 den Konrad-Lorenz-Preis, ein zwischen 1981 und 2005 vergebener Staatspreis für den Einsatz für Natur und Umwelt. Für seine Verdienste für die Stadt Wien wurde er 2013 mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.

science.ORF.at/APA

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