BOKU trauert um einen Forstpionier


Em. o. Univ. Prof. Anton Krapfenbauer ist am 21. Jänner 2020 in seinem 96. Lebensjahr gestorben. Die Trauerfeier mit der Einsegnung findet am Mittwoch, den 5. Februar, um 11Uhr auf dem Friedhof Döbling statt.

Von 1967 bis 1994 war Anton Krapfenbauer Professor für Forstliche Standortslehre und Standortskartierung. Seine Verbindung mit der BOKU hat schon als Studierender der Forstwirtschaft 1951 begonnen, es folgte der Anfang seiner Universitätskarriere als wissenschaftliche Hilfskraft, Hochschulassistent und Oberassistent von 1955 bis 1967.

Wissenschaftlich hat sich Anton Krapfenbauers besondere Verdienste um die forstliche Standortslehre und Waldökologie erworben. Forstliche Standortsklassifikation und -kartierung waren wesentlicher Bestandteil seiner Lehre. Die Berücksichtigung der standörtlichen Gegebenheiten bei der Waldbewirtschaftung war ihm immer ein wichtiges Anliegen. Prof. Krapfenbauer war ein vorausschauender Forscher. Er hat schon 1959  zum potentiellen Einfluss des Klimawandels auf Waldgesellschaften publiziert und die ersten österreichischen Messungen von bodennahem Ozon durchgeführt. Dazu hat er im Lehrforst Rosalia der BOKU 1986 einen Messturm in Tallage und einen in Kuppenlage erbauen lassen.

Auf Einladung der Bundesuniversität von Santa Maria verbrachte Anton Krapfenbauer das Studienjahr 1973/74 in Südbrasilien, um bei Aufbau und Organisation der frisch gegründeten forstlichen Studienrichtung mitzuwirken und die Standortskunde zu etablieren. Die Forschungsarbeiten während seines Aufenthaltes umfassten Biomassen- und Nährstoffinventuren und die Beschäftigung mit Mykorrhiza. Seine Studien blieben in Santa Maria Schwerpunkt der forstökologischen Forschung und richtungsweisend als Nachhaltigkeitsindikator für die Bewirtschaftung von Plantagen. Die Kontakte zu Forstbetrieben, die sich während seines Aufenthalts ergaben, führten dazu, dass Anton Krapfenbauers Expertise auch in späteren Jahren noch gefragt war und er mehrfach in den Süden Brasiliens eingeladen wurde. Prägend blieben auch die von ihm eingeführten, fachübergreifenden Übungswochen. Auf ihn geht das heute nach ihm benannte, universitäre forstökologische Labor zurück. Ein großes Anliegen war ihm die Förderung der brasilianischen Lehrenden, von denen er mehrere an die BOKU zu Doktoratsstudien vermittelte bzw. selbst betreute.

Anton Krapfenbauer hatte die Gabe, junge Leute um sich zu scharen und zu begeistern. Generationen von ForststudentInnen habe die intensiven und engagierten Lehrveranstaltungen auch heute noch in lebhafter Erinnerung.

Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass die BOKU im Exnerhaus eingezogen ist. Mit der Einrichtung eines modernen Labors für Bodenkunde und Forstpflanzenernährung und der Anschaffung von Rechnern für die Datenverarbeitung gelang es ihm, die Arbeiten am Institut auf eine international zeitgemäße, wissenschaftliche Basis zu heben. Eine persönliche Bekanntschaft mit Prof T.W. Daniel von der Utah State University war die Basis für Studien seiner Studierenden als Fulbright Stipendiaten in den USA.

Anton Krapfenbauer hat zahlreiche Ehrungen erhalten, unter anderem 1995 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse. Er hat bis ins hohe Alter aktiv und unermüdlich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen Anteil genommen und diese kritisch verfolgt. Prof. Krapfenbauer hat über ein halbes Jahrhundert die Forschung und Ausbildung in seinem Fachbereich nachhaltig beieinflusst. Neben dem Wissenschaftler Krapfenbauer gibt es auch den Künstler. Mehrere Ausstellungen in der Universitätsbibliothek geben Zeugnis von seinem auch in diesem Bereich beeindruckenden Schaffen.


30.01.2020